Mit einem leuchtenden blauen Auge reist Fenerbahçe von der Schwarzmeerküste zurück nach Istanbul. Das 1:2 bei Trabzonspor ist ein schmeichelhaftes Ergebnis, das allerdings die Hoffnung am Leben erhält.

Bis zur 82. Minute sah es so aus, als müsste der 19-malige türkische Meister bereits jetzt all seine Titelträume begraben. In der Liga ist Spitzenreiter Başakşehir ebenso enteilt wie der gestrige Kontrahent aus Trabzon und Erzrivale Galatasaray und im Pokal schienen die Gastgeber dem dritten Tor näher, als die Gäste dem Anschluss. Doch es kam anders und Vedat Muriqi köpfte ins Netz. Ein durchaus möglicher Ausgleichstreffer durch Kadıoğlu hätte den Spielverlauf dann völlig auf den Kopf gestellt. Glich die erste Halbzeit noch einem Nichtangriffspakt beider Teams, zog Trabzonspor die Zügel zu Beginn der zweiten Hälfte merklich an und traf durch Sørloth und Nwakaeme gleich zweimal in kurzer Zeit. Wurde das Tor des Nigerianers noch zurecht zurückgenommen, war Außenverteidiger Novak zwanzig Minuten später erfolgreicher. Alles sah nach einer frühzeitigen Entscheidung aus, doch dann kam Muriqi.

Verletzungsmisere zwingt zur Rotation

Das wichtige Auswärtstor erhält die Hoffnung zwar am Leben, viele andere Gründe für Vorfreude auf das Rückspiel bestehen allerdings aktuell nicht. Fenerbahçe bot erneut eine insgesamt schwache Vorstellung, die nicht zu vergleichen ist, mit den teils berauschenden Auftritten um den Jahreswechsel herum. Die Mannschaft hat ihre taktische Linie verloren, Leistungsträger durchlaufen gerade auffällige Formtiefs und viele Akteure müssen auf Positionen ran, die ihnen offenkundig nicht liegen. Die Schuld am letzten Umstand kann man aber nicht alleine dem scheidenden Ersun Yanal geben. Mittlerweile leidet Fener unter einer Verletztenmisere von katastrophalem Ausmaß. Nach der Auswechslung von Simon Falette fand sich überhaupt nur noch ein gelernter Verteidiger in der Viererkette. Hier kommt das enttäuschende Wintertransferfenster zum Tragen. Während man Ricardo Rodríguez nicht verpflichten durfte und Falette nur gemeldet werden konnte, weil mit Çiftpınar ein langzeitverletzter Spieler auf einen Teil seines Gehalts verzichtete, wurden mit Zanka und Rami gleich zwei Spieler abgegeben. Gesunde Innenverteidiger im Kader aktuell: null. Vielleicht entspannt sich die Lage bis zum Rückspiel am 21.04.. Ansonsten bleibt Fenerbahçe nur die Hoffnung auf die Festung Kadıköy, die zuletzt allerdings gegen Galatasaray fiel.