Dämpfer für Fenerbahçe! Am Montagabend mussten sich die "Kanarienvögel" nach dem frühen Platzverweis gegen Enner Valencia mit 0:1 bei Konyaspor, das ab der 55. Minute ebenfalls zu zehnt spielte, geschlagen geben – gleichbedeutend mit der ersten Saisonniederlage in der Süper Lig. Mit sieben Punkten aus vier Begegnungen, was vor dem Duell zwischen Beşiktaş und Sivasspor am späteren Abend für den vierten Rang in der Liga reicht, darf im gelb-marineblauen Lager trotz der heutigen Enttäuschung von einem zumindest ordentlichen Saisonstart gesprochen werden. Im Rahmen des Auswärtsspiels beim Vorjahresdritten kam João Pedro zu seinen ersten Einsatzminuten für Fenerbahçe.

Für die Partie in Konya wählte Fenerbahçe-Trainer Jorge Jesus eine 3-4-3-Formation. Im Tor stand wie üblich Bayındır, davor bildeten Luan Peres, Szalai und Lemos die Dreierkette in der Abwehr, während Lincoln auf der linken Seite und Kadıoğlu auf der rechten Seite als Schienenspieler das Spielfeld rauf und runter rannten. Im zentralen Mittelfeld agierten Zajc sowie Willian Arão, im Angriff vertraute Jesus auf Rossi und Mor über die Außen, der zuletzt so formstarke Valencia startete erwartungsgemäß in der Sturmspitze. Verletzungsbedingt verzichten mussten die Gelb-Marineblauen neben Aziz und Sangaré auch auf Neuzugang King.

Valencia mit Bärendienst

Auf beiden Seiten war die Anfangsphase von abwartender Zurückhaltung geprägt, Konyaspor fing mit etwas mehr Schwung an als die Gäste vom Bosporus. Eine echte Torannäherung wollte zu Beginn aber auch den Hausherren nicht gelingen. Immerhin funktionierte bei Fenerbahçe die Abseits-Falle, was teilweise aber auch auf Unkonzentriertheiten beziehungsweise schlechtes Pass-Timing im Spiel der Zentralanatolier zurückzuführen war. Zudem zeigte sich Bayındır anfangs aufmerksam, indem der Fenerbahçe-Schlussmann mehrere halbgare Flanken Konyaspors problemlos abfing. Der leistungstechnisch ohnehin schon sehr überschaubare Start der "Kanarienvögel" in die Partie des vierten Spieltags nahm in der 22. Minute eine extrem ärgerliche Wende: Valencia ließ sich abseits des Balles zu einer Tätlichkeit gegen Demirbağ hinreißen, was Schiedsrichter Arda Kardeşler mit der Roten Karte ahndete. Daraufhin schaute sich der VAR die Aktion genau an, ohne jedoch einzugreifen. Den Gelb-Marineblauen standen ohne den mit bereits sechs Saisontoren in letzter Zeit bestens aufgelegten Valencia – so dachten alle – also rund 70 Minuten in Unterzahl bevor. Nicht gerade risikofrei nahm Jesus in der 31. Minute mit Lemos einen Innenverteidiger vom Platz und wechselte dafür mit Dursun einen Stürmer ein. Kapital schlagen konnte Konyaspor aus der Überzahl zunächst aber keineswegs, das Spiel blieb auch bis zum Ende des ersten Durchgangs extrem chancenarm. Folgerichtig ging es beim Stand von 0:0 in die Kabine.

Chancen bleiben Mangelware

Dass Konyaspor in den ersten drei Süper-Lig-Saisonspielen noch keinen Gegentreffer hinnehmen musste, kam sicherlich nicht von ungefähr. Doch auch in Unterzahl machte es Fenerbahçe der Defensive der Gastgeber viel zu einfach, sodass Jorge Jesus die Unzufriedenheit mit der Leistung seiner Mannschaft anzumerken war. Zu Beginn der zweiten Hälfte schickte der Portugiese Kahveci und Osayi-Samuel auf das Feld, die für die völlig blassen Lincoln und Mor kamen – was aber natürlich auch auf systembedingte Gründe in Folge des Platzverweises gegen Valencia zurückzuführen war. Rund fünf Minuten nach Wiederbeginn wurden die Zuschauer im Konya Büyükşehir Stadı endlich zu Zeugen der ersten echten Torchance der Begegnung, als Murić am langen Pfosten einschussbereit stand, Bayındır aber gerade noch so vereiteln konnte (50.). Nach einem taktischen Foul gegen den eingewechselten Osayi-Samuel sah Konyaspors Demirbağ in der 55. Minute zum zweiten Mal an diesem Abend die Gelbe Karte, weshalb es von dort an "Zehn gegen Zehn" hieß. Für große Energieschübe sorgte dies bei Fenerbahçe allerdings eher weniger, den "Kanarienvögeln" fiel im letzten Drittel außer einem Abschluss von Rossi auch in dieser Phase viel zu wenig ein. Die Passivität der Gäste aus Istanbul wurde nach 66 Minuten bestraft, als Bytiqi den im Strafraum lauernden Demir mit einer butterweichen Flanke bediente. Der 30-Jährige ließ sich nicht zweimal bitten und köpfte zum 1:0 für Konyaspor ein. Neue Impulse für die Offensive erhoffte sich Fenerbahçe mit der Einwechslung des Debütanten João Pedro (71.), zudem kam Yandaş für Zajc. Mit den neuen Kräften erhöhten die Gelb-Marineblauen den Druck zwar deutlich, ohne dabei jedoch ein echtes "Powerplay" zu generieren. So blieb es bis zum Schuss beim 1:0 für Konyaspor, Fenerbahçe verliert 2022/23 erstmals eine Partie in der Süper Lig.

Nach mehreren englischen Wochen in Folge hat Fenerbahçe nun ausnahmsweise etwas Zeit, um durchzuschnaufen, denn die nächste Partie steht erst am Samstag (20.45 Uhr MEZ) auf dem Programm. Dann empfangen die "Kanarienvögel" Kayserispor im heimischen Şükrü Saracoğlu Stadı, bevor ab der kommenden Woche die Frequenz an Begegnungen mit dem Beginn der Gruppenphase in der Europa League wieder merklich zunimmt.