Bei aller Wut und der Diskussion um jüngste VAR-Entscheidungen muss Erol Bulut einmal mehr den Fokus auf das Team und dessen erneuten Leistungsabfall legen. Am Wochenende wartet der Tabellenführer und eine Niederlage könnte bereits eine Vorentscheidung im Meisterrennen bedeuten.

In der letzten Saison hatten die Streitigkeiten um Fehlentscheidungen irgendwann den eigenen Spielern ein Alibi geliefert. Teils waren Fener-Akteure sogar während des laufenden Spiels zum Schiedsrichter gelaufen, während der Gegner munter weiter stürmte. Das darf und soll in dieser Spielzeit nicht mehr vorkommen. Zwar sind die Köpfe nach der schmerzhaften und letztendlich peinlichen Niederlage gegen Gençlerbirliği gesenkt, ein Sieg im kommenden Derby würde die Welt allerdings wieder ganz anders aussehen lassen. Beşiktaş hat zwar fünf Punkte Vorsprung und ein Spiel weniger, entschieden ist die Meisterschaft allerdings noch nicht. Ein Derbysieg wäre gut für das Prestige, die Moral und ein spannendes Meisterrennen. Natürlich ist ein Auswärtsspiel beim formstarken Tabellenführer eigentlich die größtmögliche Aufgabe, im Falle Fenerbahçes könnte das allerdings ironischerweise als gute Nachricht gewertet werden. Die "Kanarienvögel" sind in dieser Spielzeit auswärts eine echte Macht und selbst die Spielweise des Stadtnachbarn könnte ihnen sogar zu Gute kommen.

Wie schlägt man sich gegen einen starken Kontrahenten?

Fenerbahçe bekommt nämlich aktuell vor allem gegen defensive Gegner Probleme. Stehen die anderen sicher hinten drin, verlieren die Gelb-Marineblauen mit schöner Regelmäßigkeit irgendwann die Nerven, werfen alles nach vorne und vergessen dabei die Absicherung. Die Folge sind Konter, Unterzahlsituationen und immer wieder vermeidbare Gegentore. Zumindest damit ist bei Beşiktaş nicht zu rechnen. Der Tabellenführer strotzt vor Selbstvertrauen und hat eine Sturmreihe, die den Gegner aus Kadıköy durchgehend vor Aufgaben stellen kann. Feners Viererkette mit dem verbesserten Novák, Szalai, Aziz und Gönül-Vertreter Sangaré hat nun also die Chance zu zeigen, wozu sie wirklich in der Lage ist. Vielleicht tut es Fenerbahçe ganz gut, wenn der Gegner das Spiel macht und man selbst mit schnellen Akteuren kontern kann. Da es bisher immer wieder beim Spielaufbau haperte, könnte eine typische Auswärtsstrategie genau das Richtige sein. Aktuell sind allerdings all diese Überlegungen nur theoretischer Natur. Jeder Spieler weiß allerdings, dass das Derby die vielleicht letzte Chance ist, die Saison noch zu retten.