Eng sind Deutschland und die Türkei schon lange verbunden. Auch im Fußball zeigt sich das, nicht zuletzt erst im Freundschaftsspiel der beiden Länder in Berlin. Für beide Mannschaften handelte es sich praktisch um ein Heimspiel. Aber woran liegt das und weshalb ist die Verbindung so stark?
Viele türkische Fußballer in Deutschland
Eine Erklärung stammt sicherlich aus der Zeit der Gastarbeiter. Mit ihnen kamen nicht nur fußballaffine Türken ins Land, es kamen auch ausreichend spätere Talente, die sich im deutschen Jugendfußball etablierten und schließlich im Profigeschäft einen Namen machen konnten. Die türkischstämmigen Menschen sind mittlerweile ein integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft und da der Fußball weiterhin zu den beliebtesten Sportarten im Kinder- und Jugendbereich gehört, ist es nur zu verständlich, dass sich nicht wenige türkischstämmige Spieler bis in die höheren Klassen durchsetzen können.
Einige Profis schaffen sogar den Sprung in die Nationalmannschaften und sorgen dort nicht selten für den Unterschied, wie auch ein Blick auf die Quoten bei Sportwetten zeigt. Manche entscheiden sich für die deutsche Mannschaft, was funktioniert, solange sie keine Spiele für türkische Auswahlen gespielt haben. Dies gilt natürlich auch andersherum. Wer in Deutschland als Türkischstämmiger lebt, kann sich also auch für die türkische Nationalmannschaft entscheiden.
Bekannte deutsch-türkische Spieler
In den meisten Teams der Profiligen spielen deutsch-türkische Spieler, die sich wahlweise für die eine oder die andere Nationalmannschaft entscheiden könnten, wenn sie denn ausgewählt werden würden.
Der erste Nationalspieler, der die Wahl für sich traf, war übrigens im Jahr 1999 Mustafa Doğan. Erich Ribbeck nominierte ihn für zwei Spiele in der A-Auswahl und der Deutschtürke nahm die Einladung dankend an. Sicherlich wurde er zwei Mal nur eingewechselt und schoss kein Tor, doch als erster Spieler, der sich als Spieler mit türkischen Wurzeln für die deutsche A-Elf empfahl, ging er in die Geschichte ein. Und welche Beispiele gibt es sonst noch?
- Mesut Özil – zuletzt fiel der ehemalige Nationalspieler und Kicker von Arsenal London eher durch Schlagzeilen auf, doch lief er 2009 zum ersten Mal im deutschen Nationaltrikot auf. In seiner ursprünglichen Heimat fiel diese Entscheidung übrigens auf wenig begeisterten Boden. Seine Karriere beendete er 2023 bei Başakşehir FK.
- Kerem Demirbay – der Profi von Hoffenheim konnte sich lange Zeit nicht entscheiden. Es heißt, dass er sogar der Türkei schon zugesagt hatte, bis er dann doch dem Bundesadler den Vorzug gab. Ob das stimmt, ist unbekannt, da er in Deutschland geboren ist und eventuell gar keine Spielberechtigung hätte.
- Ilkay Gündogan – auch er ist ein bekannter deutscher Nationalspieler mit türkischen Wurzeln. Emre Can – der Dortmunder, der längst für die deutsche Nationalelf kickt, ist ein unbestrittener Stammspieler im Adlerdress.
- Nuri Sahin – hier geht die Reise genau andersherum. Mittlerweile ist Sahin ein bekannter Trainer in der Türkei, aber erst, nachdem er für die türkische Nationalmannschaft auflief.
- Hamit und Halil Altintop – beide Brüder entschieden sich in ihrer Laufbahn für den türkischen Nationaldress. Hamit schaffte es mit 84 Einsätzen sogar in die Top 5 der Rekordnationalspieler der Türkei.
Die Laufbahn nimmt aber längst vor den eigentlichen Auswahlentscheidungen ihren Weg. Der türkische und deutsche Nachwuchssport ist eng miteinander verwoben. Von den türkischen Nachwuchskickern in deutschen Vereinen gehören viele den türkischen Nachwuchsauswahlen an. Teils sind es in der Türkei bis zu 24 Spieler aus deutschen Vereinen, die im Nachwuchs-Nationalteambereich auflaufen, in Deutschland liegt die Zahl nur knapp darunter.
Fazit – für viele Spieler eine entscheidende Frage
Spieler, die sich für die eine oder andere Mannschaft entscheiden, stehen immer vor einer schwierigen Wahl, die auch innerfamiliär durchaus kontrovers diskutiert wird. Emre Can, Gündoğan aber auch die Altintops berichteten immer wieder, dass ihre eigene Wahl nicht unbedingt allseits akzeptiert wurde. Auch bei den Nachkommen der Gastarbeiter ist das Heimatgefühl oft noch so stark, dass innerhalb der Familie nicht anstandslos verstanden wird, wenn sich ein in Deutschland (oder der Türkei) geborener Spieler für sein Land und nicht das Herkunftsland der Eltern entscheidet.