Im Fokus standen nach dem spannenden Derby eher andere Personalien: die Torschützen Aktürkoğlu, Özil und Crespo etwa oder auch der unglückliche Diagne, dessen Treffer wieder zurückgenommen worden war. Die besten Spieler waren auf beiden Seiten allerdings deutlich weiter hinten zu finden.

Es war ein großes Risiko, dass Vítor Pereira ausgerechnet vor dem so wichtigen Spiel gegen Galatasaray auf die Kritiker hörte und die Dreierkette (vorerst) zu den Akten legte. Zunächst ging dieser Plan dann auch völlig nach hinten los. Die neue Abwehr war unsortiert, der zum Verteidiger umfunktionierte Kadıoğlu viel zu weit vorne und keine Absicherung vorhanden, so dass Galatasaray mit einem hervorragenden Konter mühelos auf 1:0 stellen konnte. Auch in der Folge war die Abwehr der "Kanarienvögel" nun wirklich nicht immer sattelfest, ein Mann stemmte sich allerdings wieder und wieder erfolgreich gegen die Angriffe. Min-jae Kim ist zwar seit seinem Wechsel im Sommer klarer Stammspieler, die Kommandos in der Abwehr gab bisher allerdings eher Nebenmann Attila Szalai. Nicht so im vielleicht wichtigsten Spiel der bisherigen Saison. Hier war Kim der Chef, dirigierte seine Nebenleute, verhinderte mindestens zwei Gegentore direkt und schaltete sich sogar ab und zu in die Offensive ein. Insbesondere als der Südkoreaner den Ball an den freistehenden Dervişoğlu und Feghouli vorbeispitzelte, war wohl für die Gelb-Marineblauen klar, wer ihr persönlicher Man of the Match sein würde. Kim ist es zu verdanken, dass Fenerbahçe im zweiten Durchgang selbst in Unterzahl nicht noch einmal in Rückstand geriet. Eine schlechte Nachricht ist das höchstens für Szalai, der im letzten Spiel noch zur Halbzeit raus musste und dieses Mal gar nicht auf dem Platz stand. Selbst nach Tisserands Platzverweis erhielt der gerade erst genesene Aziz den Vorzug vor dem bisherigen Abwehrboss.

Marcão mit bärenstarker Leistung

Derlei Fragen stellen sich beim Gegner nicht. Hier heißt der Chef Marcão, ganz egal, wer vielleicht sonst noch auf dem Feld steht. Selbst nach seiner langen Sperre spielt der Brasilianer, als sei er keine Sekunde weg gewesen. Hinten lenkt Marcão die Nebenleute und haut dazwischen, falls es nötig ist, vorne treibt er das Spiel an und hält bei Standards seinen Kopf rein. Der 25-Jährige ist wie gemacht für‘s Derby und bringt neben vollem Einsatz auch die nötige Konzentration auf‘s Feld. Dazu steht er bei wirklich jedem Disput mittendrin, was natürlich aus sportlicher Sicht nicht unbedingt empfehlenswert ist, die Fans aber wohl endgültig mit ihm versöhnt hat. Bei seiner robusten Spielweise sollte allerdings nie vergessen werden, welch große Dienste der Innenverteidiger seinem Team auch in der Vorwärtsbewegung leistet. Marcão kann den Ball sicher über das halbe Feld treiben oder mit einem gut getimten Chipball die Mitspieler in Szene setzen. Gegen Fenerbahçe zeigte er diese Qualitäten immer wieder und wäre so am Ende mit großer Sicherheit der beste Mann auf dem Platz gewesen. So gebührt dieser Titel allerdings knapp seinem Gegenüber aus Kadıköy.