Auch Galatasaray hat in der Europa League eine fordernde Gruppe erwischt. Während man allerdings bei Olympique Marseille und Lok Moskau eine ungefähre Vorstellung davon hat, was einen erwartet, gibt es bei Lazio Rom viele Fragezeichen.
Die Römer haben nach einer erfolgreichen Saison, die mit dem sechsten Platz endete, nämlich einen ziemlichen Kahlschlag hinter sich. Erfolgstrainer Simone Inzaghi zog weiter zu Inter Mailand und auch auf Spielerseite brachen gleich mehrere feste Säulen und langjährige Leistungsträger weg. Die beiden Kapitäne Senad Lulić und Marco Parolo schieden aus Altersgründen aus, Andreas Pereira und Wesley Hoedt kehrten nach Leihen zu ihren eigentlichen Arbeitgebern zurück, Joaquín Correa folgte dem Coach zu Inter, Felipe Caicedo zog es nach Genua und der Vertrag von Mateo Musacchio wurde nicht verlängert. Viele aufsehenerregende Neuzugänge gab es zunächst nicht zu verzeichnen. Mit Felipe Anderson kehrte ein ehemaliger Leistungsträger zurück, dann allerdings ging doch ein Beben durch Rom. Mit Elseid Hysaj wurde ein erfahrener Linksverteidiger verpflichtet, der Lazio mit Sicherheit gut zu Gesicht steht. Als der Albaner allerdings bei einem Mannschaftsabend den Titelsong der Serie "Haus des Geldes" zum besten gab, brach in Teilen der blau-weißen Anhängerschaft ein Sturm der Entrüstung auf. "Bella Ciao" ist nämlich eigentlich ein altes Partisanenlied und handelt vom Widerstand gegen Benito Mussolini. Ein Affront für verschiedene Ultragruppen, die sich als offen faschistisch bezeichnen und prompt auf einem Banner in Stadionnähe ihren neuen Spieler beleidigten. Da fiel auch die Verpflichtung Pedros vom verhassten Erzrivalen AS Rom kaum noch ins Gewicht.
Galatasaray mit einigen Personalsorgen
Moderator des runderneuerten Kaders und für das angespannte Verhältnis zur eigenen Fanszene ist nun der erfahrene Maurizio Sarri. Der gebürtige Neapolitaner, der bereits Juve zur Meisterschaft und Chelsea zum Europa League Titel führen konnte, konnte in seinen ersten drei Spielen sechs Punkte sammeln. Lediglich gegen AC Mailand gab es eine Niederlage. Mal wieder präsentierte sich der neue Kapitän Ciro Immobile als Lebensversicherung. Der Nationalstürmer kommt bereits auf vier Treffer und wird Galatasarays Defensive vor Aufgaben stellen.
Diese könnte neu besetzt werden. Abwehrboss Marcão ist in Europa spielberechtigt und könnte neben Nelsson auflaufen. Ansonsten wird es von der Verletztenfront wohl kaum gute Neuigkeiten geben. Lediglich bei Feghouli besteht noch Hoffnung auf einen Platz im Kader. "Löwen" mit Heimvorteil oder runderneuerte "Adler" – es fällt schwer, einen Favoriten zu benennen. Die Fans dürfen sich jedenfalls auf ein spannendes Spiel freuen.
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