Der Auftritt von Ali Koç war als obligatorische Pressekonferenz angekündigt, sie endete in einer denkwürdigen Wut-Rede. In einem schier endlosen Statement wütete der Fenerbahçe-Boss über Galatasaray, warf dem Erzrivalen unter anderem Scheinheiligkeit,Verleumdung und Bilanzfälschung vor. Erst ganz zum Schluss ging es ums Sportliche.

Sollte sich Fenerbahçe am Donnerstag gegen Royal Union Saint-Gilloise auch im Rückspiel des Conference-League-Achtelfinals durchsetzen, werde man beantragen, dass der türkische Super Cup verschoben wird, so die Ankündigung von Ali Koç Das Endspiel zwischen Meister Galatasaray und Pokalsieger Fenerbahçe, das Anfang des Jahres in Saudi-Arabien ausgetragen werden sollte, nach einem Eklat des Gastgebers aber kurzfristig abgesagt wurde, ist für den 7. April terminiert. Zu nah am möglichen Viertelfinal-Termin der Conference League am 11. April, begründet Koç, der anmerkt, dass die Terminierung des Super Cups den Europapokal-Spielplan nicht berücksichtigt habe. So viel – zumindest im weitesten Sinne – zum Geschehen auf dem Rasen.

Koç: Schiedsrichter werden unter Druck gesetzt

Ansonsten widmete sich Koç in einem rund halbstündigen Monolog vor allem Erzrivale Galatasaray, der zum ganz großen Problem des türkischen Fußballs, nicht zuletzt für die gesamte Türkei erklärt wurde. Salopp gesagt, weil sich die Löwen die Welt malen würden, wie sie wollen. "Wenn es bei Ihnen nicht läuft, suchen sie die Fehler bei den Schiedsrichtern, um die Leistung ihrer Spieler zu vertuschen. Sie schaffen bewusst Chaos, drohen, die Liga zu boykottieren. Aber wenn es für sie läuft, dann sagen sie ‚lasst uns zur Ruhe kommen‘, poltert Koç. Vor allem im Bezug auf den Umgang mit Schiedsrichtern erhebt Koç schwere Vorwürfe. Demnach werden durch öffentliche Bloßstellung und Kritik enormer Druck auf die Schiedsrichter gelastet. Sie würden damit in eine Ecke gedrängt werden, mutwillig in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht gerückt.

Zudem gebe es in der Berichterstattung eine Art Zensur. Nach Ansicht von Koç würden auf Pressekonferenzen von Galatasaray nur ausgewählte Fragen gestellt werden. Bricht eine Person die von Galatasaray gesetzten Vorgaben, werde dies dem Presseverantwortlichen samt Drohung gemeldet.

Bilanzfälschungen bei Bakambu und Morutan

Als "regelrechtes Verbrechen" bezeichnete Koç die Transfermodalitäten des türkischen Rekordmeisters. So seien weder die genannten Zahlen beim Leih-Kaufpflicht-Transfer von Nicolo Zaniolo zu Aston Villa korrekt noch der vermeintliche 10-Millionen-Euro-Wechsel von Cedric Bakambu zu Betis Sevilla. Darin enthalten seien Bonuszahlungen, die durch außergewöhnliche Bedingungen praktisch nicht zu erreichen sind. Fenerbahçe habe die Konditionen geprüft, so Koc, der meint: "Hier geht es aber nur darum, die Leute zu belügen und zu täuschen." Auch Olimpiu Morutan, der offiziellen Angaben zu Folge für drei Millionen Euro abgegeben wurde, sei mit ähnlich fragwürdigen Methoden transferiert worden.