Wenn am 20.11. mit der Partie Katar gegen Ecuador die unsägliche Winter-WM angepfiffen wird, kommt auch in der Türkei der Fußball komplett zum Erliegen. Während die Spieler anderer Ligen allerdings im Wüstenstaat am Ball sind, ist die Süper Lig fast außen vor. Das ist kurzfristig ein Segen, auf lange Sicht aber bedenklich.

Bei den Topteams sucht man Türkei-Legionäre sowieso weitestgehend vergeblich. Lediglich beim ewigen "Geheimfavoriten" Belgien und den aktuell als Überraschungsteam gehandelten Dänen finden sich mit Batshuayi und Mertens bzw. Nelsson und Stryger Larsen bekannte Gesichter aus der Süper Lig. Deren Gemeinsamkeit: Wohl keiner von ihnen wird im Normalfall in der Startelf stehen. Grundsätzlich findet man nur wenige tragende Säulen, die am Bosporus ihr Geld verdienen. Enner Valencia sollte genannt werden, da er sein Heimatland Ecuador wohl als Kapitän ins Eröffnungsspiel führen wird. Auch Romain Saïss ist Spielführer und damit bei Marokko absolut gesetzt. Galatasarays Uruguayer Muslera und Torreira sowie der Schweizer Haris Seferović gehören für ihre Heimatländer ebenfalls zum mindestens erweiterten Stamm und auch Kayserispors Majid Hosseini darf sich Hoffnungen auf einen Stammplatz für den Iran machen. Hinter Atiba Hutchinson stehen Fragezeichen, sein Wert für Kanada ist allerdings unumstritten. Ansonsten werden die Spieler aus der Türkei wohl eher Joker oder Zuschauer sein.

Verletzungen vorbeugen, Attraktivität steigern

Für die Vereine ist das auf kurze Sicht eigentlich ein Segen. Die WM mitten in der Saison und unter widrigsten Umständen birgt ein großes Verletzungsrisiko und aktuell ist nicht abzuschätzen, welche und wie viele Spieler ihren Vereinen bei der Wiederaufnahme der Ligen zur Verfügung stehen werden. Viele Vereine werden die Pause zur Regeneration nutzen, Freundschaftsspiele und Trainingslager veranstalten und so an taktischen Feinheiten feilen.

Für die Attraktivität des Türkischen Fußballs spricht diese Entwicklung allerdings ganz und gar nicht. Dass die Nationalmannschaft selbst nicht vertreten ist, ist natürlich das deutlich größere Ärgernis; zu sehen, dass nur so wenige der vermeintlich besten Spieler der Welt allerdings in der Süper Lig kicken, ist eine schlechte Entwicklung. Vielleicht trägt das bisher gute Abschneiden der einheimischen Vereine in Europa ja dazu bei, dass bald auch wieder ein paar mehr Topspieler zumindest aus den kleineren Fußballnationen wieder den Weg an den Bosporus finden.

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