Die Türkei steht in den Niederlanden vor einem wegweisenden Duell, von einer Vorentscheidung bis zum drohenden Rückfall auf Rang drei ist für den Noch-Tabellenführer der WM-Qualifikationsgruppe G alles drin. Während Türkei-Trainer Şenol Güneş vor dem Spiel gewohnt ruhig und besonnen agiert, schaltet der Tulpengeneral Louis van Gaal auf Attacke.
Als Medien-Freund ist Louis van Gaal nicht bekannt, das hat ein niederländischer Journalist auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Türkei einmal mehr zu spüren bekommen. Auf die Frage, welche Mannschaft er gegen die Gäste aus Südosteuropa auf den Platz stellen werde, entgegnete der "Tulpengeneral" erbost und fast schon persönlich angegriffen: "Wieso sollte ich ihnen meine Spieler verraten, damit es dann auch gleich noch der Gegner weiß? Ich verstehe das nicht, wieso sollte ich das machen?" Eine Antwort bekam jener Medienkollege, der daraufhin nicht mehr durch eine Wortmeldung auffallen sollte, nicht mehr, die Personalfrage dürfte sich im Hinblick auf das Türkei-Spiel aber ohnehin erübrigen. Alles aufwärts der Viererkette bringt nach dem souveränen 4:0-Sieg gegen Montenegro keinen Änderungsbedarf mit sich. Lediglich in der Innenverteidigung könnte anstelle vom ohnehin massiven Abwehrblock de Ligt oder de Vrij der nochmal Physis stärkere van Dijk spielen.
Erster Sieg in Holland seit 1958 würde Vorentscheidung in der Gruppe bringen
Eben jener Weltfußballer von 2019 fehlte im Hinspiel noch, als die Türkei durchaus überraschend "Oranje" mit 4:2 besiegen konnte. "Es wird ein anderes Spiel im Rückspiel", weiß auch Türkei-Trainer Şenol Güneş die Ausgangssituation einzuschätzen. Anders als im zurückliegenden März sind die Holländer im eigenen Gebilde nun wesentlich gefestigter, spielen zudem in der gewohnt stimmungsvollen Johann Cryuff ArenA vor ausverkauftem Haus. Gleichwohl bietet sich den Halbmond-Sternen in Amsterdam eine große Chance: Gelingt der "Milli Takım" der erst zweite Sieg auf niederländischem Boden nach 1958 distanzieren sie "Oranje" auf vier Punkte und stehen weiterhin an der Tabellenspitze der WM-Qualifikationsgruppe G. Auf der anderen Seite droht bei einer Niederlage der sichere Sturz auf Rang 3, weil zeitgleich Norwegen gegen Gibraltar wohl gewinnen wird.
Insofern ist den Türken die "Wichtigkeit des Holland-Spiel", wie es Şenol Güneş benennt, bekannt. Setzen kann der Nationalmannschaftscoach wieder auf Stürmer Burak Yılmaz, der nach einer Gelbsperre gegen Gibraltar am Wochenende zurückkommt. Und diese Kaderoption dürfte in den Niederlanden mit Zähneknirschen aufgenommen werden. Denn beim 4:2-Hinspielsieg im März war Burak Yılmaz mit drei Treffern der alles überragende Mann auf dem Rasen.
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