Heute trifft die Türkei als Spitzenreiter auf den theoretischen Verfolger Luxemburg. Mit fünf Punkten und 13 Toren Vorsprung kann man zwar nicht von einem Duell auf Augenhöhe reden, eine Prüfung für das bunt zusammengewürfelte Team wird es aber dennoch.
Viele fest eingeplante Spieler mussten sich verletzt abmelden, sodass Stefan Kuntz nun zum Improvisieren gezwungen ist. Keine neue Situation für den Trainer, der seit seinem Amtsantritt bereits verschiedene Systeme und taktische Herangehensweisen ausprobiert hat. Gegen die defensiven Gegner aus der Nations League war allerdings bisher immer die Viererkette das Mittel der Wahl. Das macht durchaus Sinn, da zwar so theoretisch "nur" zwei Verteidiger absichern, mit gehäuften Gegenangriffen ist allerdings sowieso nicht zu rechnen. Personell spricht vieles dafür, dass Kuntz Stammkeeper Çakır und Abwehrboss Söyüncü aufbietet. Insbesondere Letzterer durchlebt im Verein aktuell eine schwere Zeit und könnte in Istanbul wertvolle Minuten und Selbstvertrauen tanken. Ganz anders ist die Situation bei seinen wahrscheinlichsten Nebenleuten. Merih Demiral und Ozan Kabak sind in ihren Vereinen absolut gesetzt und reisen dementsprechend mit breiter Brust an. Rechts dürfte Zeki Çelik auch gegen Luxemburg beginnen, während links neben Favorit Kadıoğlu auch Herausforderer Eren Elmalı gute Chancen hat.
Komplett neues Mittelfeld
Deutlich schwieriger ist die Situation im Mittelfeld. Kuntz baut auf eine Doppelsechs mit einem Spielmacher und einem "Adjutanten". Die Aufgabenteilung sah so aus, dass Kapitän Çalhanoğlu die Statik des Teams lenkte und Özcan oder Toköz ihm dabei den Rücken freihielten. Alle drei fallen aus, sodass sich das Mittelfeld komplett erneuern muss. Eine gewichtige Aufgabe dürfte dabei Orkun Kökçü zukommen. Der 21-Jährige kommt Çalhanoğlus Fähigkeiten am nächsten und wurde trotz seines Alters jüngst zum Kapitän seines Vereins Feyenoord bestimmt. Verantwortung ist er also gewohnt und auch die Rolle als Spielmacher auf der Sechs kennt er aus seinem Klub. Die potenziellen Nebenmänner sind Kutlu, Rückkehrer Ciğerci und Debütant Yüksek.
Volle Kapelle in der Offensive
Wenigstens vorne hat Kuntz die freie Wahl und kann im Prinzip jede Position doppelt besetzen. Bleibt er beim 4-4-2, sind Aktürkoğlu und Ünder die Favoriten für die Flügel und Ünal die erste Wahl für den Sturm. Ihm zur Seite könnte Dervişoğlu als Hängende Spitze stehen, eine Rolle, die auch der zweite Rückkehrer İrfan Can Kahveci beherrscht. Akgün, Dursun und Gürler bliebe die Jokerrolle.
Gegen Luxemburg ist ein überzeugender Sieg Pflicht. Daneben wird Kuntz viel Wert auf die Serie ohne Gegentor legen und ansonsten ein paar Spielern wertvolle Minuten geben wollen. Zumindest aus taktischer Sicht könnte das heutige Spiel dementsprechend unterhaltsam werden.
Foto: OZAN KOSE/AFP via Getty Images