Am 16. November 2005 empfing die "Milli Takım" die Schweiz zum Playoff-Rückspiel für die WM 2006. Heute Abend kommt es im letzten Gruppenspiel der Europameisterschaft 2021 zum erneuten Aufeinandertreffen. Das LIGABlatt wirft ein Blick zurück auf das turbulente Duell und fasst die chaotischen Ereignisse nach Schlusspfiff zusammen.
Mit breiter Brust gingen die Schweizer ins Playoff-Rückspiel für die WM 2006. Das Hinspiel entschieden die Eidgenossen mit einem 2:0-Sieg durch die Tore von Philippe Senderos und Valon Behrami zu ihren Gunsten. Im Rückspiel waren die Türken somit unter Zugzwang, was zum damaligen Zeitpunkt ein brisantes Rückspiel bereits versprach. Als es in Bern während der türkischen Nationalhymne zu Pfiffen und Buhrufen des Schweizer Publikums kam, war schon klar, dass sich für die Schweizer ein ungemütliches Rückspiel im Hexenkessel von Istanbul anbahnen würde.
Auswärtstorregel besiegelt Türkei-Aus
Bereits die Ankunft der Schweizer am Istanbuler Flughafen ließ schon erahnen, dass jene Nacht speziell werden würde. Auf dem Platz hingegen schienen sich dann die Gemüter zunächst merklich zu beruhigen. Das Spiel ging turbulent los, als Alexander Frei (2.) per Handelfmeter den Schweizern die Führung bescherte. Die Türken antworteten furios und schnupperten durch die Tore von Tuncay (22./36.) und Necati Ateş (52./Elfmeter) an der dritten WM-Teilnahme nach 1954 und 2002. Das Aus besiegelte dann der eingewechselte und damalige VfB-Profi Marco Streller (84.). Der vierte Treffer durch Tuncay (89.) kam dann zu spät. So verpasste die Türkei aufgrund der Auswärtstorregel die WM-Teilnahme, die Schweizer hingegen lösten nach 1994 das zweite WM-Ticket.
Turbulentes Rückspiel endet im Chaos
Der Schlusspfiff des damaligen Schiedsrichters Frank De Bleeckere sollte gleichzeitig der Startschuss für die Skandal-Nacht von Istanbul werden. Die Schweizer stürmten nach Abpfiff direkt in Richtung Kabine, ehe es dann vor dem Eingang in die Stadionkatakomben zu heftigen Auseinandersetzungen kam. Im Mittelpunkt der Gefechte standen der damalige Co-Trainer der Türkei Mehmet Özdilek sowie der Schweizer Benjamin Huggel, die aneinandergerieten. Hinzu eilten dann der türkische Verteidiger Alpay Özalan und Marco Streller, die dann das Fass zum Überlaufen brachten. Im Spielertunnel entwickelte sich dann eine Massenschlägerei zwischen Spielern, Trainern und Offiziellen, die seinesgleichen suchte. Aus türkischer Seite sollen Provokationen vonseiten des Schweizers Huggel die Situation außer Kontrolle gebracht haben. Die Schweizer hingegen wiesen die Vorwürfe zurück, weshalb der Auslöser für die Massenschlägerei bis heute wohl nicht eindeutig zu bestimmen ist.
Das Skandalspiel hatte für beide Parteien verheerende Folgen. Für jeweils sechs Spiele wurden Belözoğlu, Özalan sowie Huggel, der die komplette WM dadurch verpasste, gesperrt. Mehmet Özdilek wurde sogar für ein komplettes Jahr aus dem Verkehr gezogen. Die Türkei wurde zudem zu sechs Pflicht-Heimspielen außerhalb des Landes vor leeren Rängen verdonnert. Es waren Szenen, die bei den Fußballfans noch lange in Erinnerung bleiben sollten. Jene Nacht des 16. November 2005 schrieb – in negativer Hinsicht – Geschichte, die wohl so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird.