Die Türkei und die Dreierkette: Was lange wie eine unmögliche Kombination schien, findet nun immer häufiger zusammen. Auch für Stefan Kuntz könnte das System die richtige Wahl sein.

Während bei Beşiktaş das System mit drei Innenverteidigern bereits wieder begraben wurde und bei Fenerbahçe hingegen ein Revival feiert, gibt es bei der Nationalelf ein Hin und Her. In Spielen gegen (vermeintlich) stärkere Gegner wurde ein zusätzlicher Innenverteidiger aufgestellt, in der eigentlich einfachen Gruppe C der Nations League liefen nur zwei auf. Wirklich restlos überzeugen konnte bisher keines der beiden Systeme. Die Kritikpunkte an der Dreierkette sind bekannt: Durch einen zusätzlichen Verteidiger muss eine Offensivkraft draußen bleiben, das System gilt daher als deutlich defensiver und weniger kreativ. Das allerdings ist nicht in jedem Fall richtig. Natürlich steht zunächst ein weiterer Abwehrmann auf dem Feld. Wie defensiv das Spiel allerdings aufgezogen wird, liegt nicht nur an der letzten Kette, sondern maßgeblich an den Außenverteidigern.

Auf die richtigen Spieler kommt es an

Bleiben diese ebenfalls hinten und kreieren so einen Fünferriegel, ist es mit der Offensive natürlich nicht weit her. Setzt ein Trainer allerdings auf Akteure, die sich gerne, oft und vor allem erfolgreich in den Angriff einschalten, kann man von einem defensiven System eigentlich nicht reden. Lediglich die Absicherung ist im Zweifelsfall etwas besser.

Und da kommt man zu Stefan Kuntz und seinem Team. Das Personal spricht eigentlich für eine Dreierkette. Sind alle Akteure fit und einsatzbereit, klingt die Kombination aus Söyüncü, Demiral und Kabak vor dem Torwart sehr vielversprechend. Auch die nötigen Schienenspieler sind mit Kadıoğlu und Çelik sowie ihren möglichen Vertretern Elmalı, Türüç oder auch Müldür vorhanden. Auf der Bank bleibt in diesem System der Zehner, dessen Aufgaben unter Kuntz aber sowieso von Kapitän Çalhanoğlu auf der Doppelsechs übernommen werden. Auch die Außen um Ünder, Kahveci, Aktürkoğlu und Co ziehen gerne ins Zentrum und könnten so mögliche Freiräume besetzen.

Die Dreierkette könnte also auch für die Türkei das System der Zukunft sein. Voraussetzung ist, dass die Spieler die Abläufe und Aufgaben verinnerlichen und sich schnell eine belastbare Stammelf ergibt. Dabei können die aktuellen Testspiele definitiv helfen.