Einen Tag vor dem Spitzenspiel gegen Portugal steigt im Lager der Türkischen Nationalmannschaft die Anspannung. Zwar geht man als Außenseiter in die Partie, in dieser Rolle fühlt sich die Türkei allerdings traditionell ganz wohl. Fraglich ist, wer gegen die Portugiesen in der Startelf stehen wird.
Auf vielen Positionen sind die Favoriten klar, vieles wird allerdings auch vom System abhängen. Aktuell spricht einiges dafür, dass Stefan Kuntz wieder zum 4-1-4-1 zurückkehrt, welches bereits gegen Norwegen und Lettland praktiziert wurde. Das liegt zum einen an der offensiven Stärke des Gegners, zum anderen muss das Mittelfeld auch neu aufgestellt und so gestärkt werden. Berat Özdemir ist dieses Mal ebenso wenig dabei wie Okay Yokuşlu oder Ozan Tufan. Alle drei Spieler haben in ihren Vereinen keinen Stammplatz mehr und müssen daher von zuhause aus zuschauen. Neu dabei ist Dorukhan Toköz, der aktuell als Allrounder bei Tabellenführer Trabzonspor überzeugt und auch von Kuntz ausdrücklich hervorgehoben wurde. Seine Vielseitigkeit könnte ihn nun direkt ins Dreier-Mittelfeld befördern. Die weiteren Kandidaten heißen Orkun Kökçü, Berkan Kutlu und Taylan Antalyalı. Hakan Çalhanoğlu dürfte seinen Platz auch weiterhin sicherhaben.
Starke Offensive, schwächelnde Abwehrspieler
Das gilt auch für den Kapitän: Burak Yılmaz mag mit 36 Jahren zwar nicht die optimale Wahl für eine Kontertaktik sein, mit seiner Erfahrung soll der Mittelstürmer allerdings dennoch vorangehen. Dadurch hat der formstarke Enes Ünal in einem System mit einer Spitze ebenso das Nachsehen, wie Serdar Dursun und Newcomer Umut Bozok.
Auf den Flügeln hat der Trainer ebenfalls die Qual der Wahl: Mit Kerem Aktürkoğlu, Abdülkadir Ömür, Cengiz Ünder sowie Yusuf Yazıcı stehen ihm gleich vier Optionen in Topform zur Verfügung. Dazu hat er die Debütanten Yunus Akgün und Doğukan Sinik in der Hinterhand.
Von ihrer Topform ist die früher vielgelobte Verteidigung hingegen teilweise weit entfernt. Lediglich Merih Demiral spielt bei Atalanta eine ordentliche Saison. Ozan Kabak und Kaan Ayhan sind unzufrieden mit ihren Einsatzzeiten und Abwehrboss Çağlar Söyüncü zeigt bei Leicester ungewohnte Schwächen. Serdar Aziz wurde von seinem Präsidenten zwar kürzlich zum vielleicht besten türkischen Innenverteidiger der Süper Lig erklärt, pendelt in dieser Saison aber auch zwischen Bank, Krankenstand und Startelf. Auch die Außenverteidiger Çelik, Erkin, Müldür und Yılmaz erleben eine Saison mit Höhen und Tiefen, während es im Tor mit Çakır und Ersatzmann Bayındır keinerlei Bauchschmerzen gibt.
Stefan Kuntz wird sich also bereits seit längerer Zeit Gedanken machen, welchen elf Spielern er morgen das Vertrauen gibt. Defensive Stabilität, unbedingter Einsatzwille und Gedankenschnelligkeit bei den Kontern werden das Mittel der Wahl sein. Die Überraschung ist mit diesem Kader auf jeden Fall möglich!
Foto: Filip Filipovic/Getty Images