Şenol Güneş steht bezüglich der drei kommenden Länderspiele mal wieder vor einem Personalpuzzle. Während in der Vergangenheit jedoch häufig Spieler händeringend gesucht wurden, gilt es nun, aus einem großen Pool die besten Akteure für die jeweilige Aufgabe auszuwählen. Der Trainer hat bereits angekündigt, am liebsten alle Nominierten einsetzen zu wollen.

Mittlerweile ist sein Kader um zwei Spieler ärmer. Abdülkadir Ömür und Gökhan Akkan werden verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen. Altay Bayındır wird nun als dritter Torwart dabei sein. Bereits zwischen den Pfosten hat der Trainer eine schwere Wahl zu treffen. Zwar gilt Uğurcan Çakır als größtes türkisches Torwarttalent der letzten Jahre, Platzhirsch Mert Günok bietet allerdings gleichzeitig keinen Grund zur Veränderung und hält ohne Fehl und Tadel. Gut möglich, dass Güneş sich daher für einen Kompromiss entscheidet und den jungen Herausforderer im Testspiel gegen Kroatien einsetzt. Für die Pflichtspiele könnte dann Günok zurückkehren. In der Abwehr sind alle Augen auf Rückkehrer Caner Erkin gerichtet. Er dürfte im Vergleich zu Ömer Bayram die Nase vorn haben. Im Zentrum spricht vor allem gegen Kroatien viel für das Duo Demiral und Kabak. Der angeschlagene Söyüncü dürfte geschont werden, Mert Çetin und Kaan Ayhan stehen ebenfalls bereit. Rechts sucht der Coach nach einem Backup für den gesetzten Zeki Çelik. Mert Müldür und Nazim Sangaré wollen hier Pluspunkte sammeln.

Überangebot in der Zentrale

Im Mittelfeld setzt Güneş normalerweise auf die Doppelsechs Yokuşlu und Tufan. Da auch Tekdemir und Kahveci ihre Kaderplätze unter normalen Umständen sicherhaben, wäre die Partie gegen die Kroaten eine gute Option, um Youngster Orkun Kökçü, Dorukhan Tököz oder Berkay Özcan zu testen. Die Zehn ist mit Çalhanoğlu und Yazıcı stark besetzt, gegen das starke kroatische Mittelfeld um Modrić, Brozović, Kovačić und Co. könnte Güneş allerdings auch auf ein 4-3-3 zurückgreifen und so einen weiteren defensiveren Achter aufbieten. Auch in vorderster Front hat Güneş nach wie vor Alternativen. Ünder, Karaman und Tosun werden gegen Russland gebraucht, so dass Spieler wie Karaca oder Türüç neben Kapitän Yılmaz auflaufen könnten.

Şenol Güneş kann also beinahe aus den Vollen schöpfen. Die Kunst wird nun sein, den Mittelweg zu finden zwischen Spielpraxis aller Akteure und guten Ergebnissen, die zuletzt eher Mangelware blieben. Während es gegen Kroatien nur ums Prestige geht, will man gegen Russland und Ungarn unbedingt Punkte holen. Das Testspiel könnte daher als genau eben solches gesehen werden und Spieler aus der zweiten Reihe ihre Chance bekommen.

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