Grenzenloser Jubel brach bei der Türkei nach dem Sieg in Montenegro nicht aus. In zwei Play-off-Partien spielt die "Milli Takım" jetzt um eines der letzten WM-Tickets. Als ungesetztes Team droht auswärts ein schwerer Gegner. Trainer Stefan Kuntz hält sich im Vorfeld an einen Rat seiner Großmutter, würde mit Italien und Portugal aber gerne zwei Schwergewichte vermeiden.
Ausgelassene Freude zeigte Stefan Kuntz beim letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro lediglich beim entscheidenden 2:1-Siegtreffer durch Orkun Kökçü. Die Distanz-Fackel des Feyenoord-Legionärs brachte die Türkei am Dienstagabend auf die Siegerstraße und so sicher in die Playoffs – mehr aber auch nicht. "Ich weine nicht jedes Mal, wenn ich gewonnen habe. Heute bin ich einfach ruhig geblieben und freue mich über unseren Sieg", erklärte Trainer Stefan Kuntz auf der Pressekonferenz nach dem Spiel auf die Frage eines montenegrinischen Journalisten, warum nach Schlusspfiff nicht wieder Tränen geflossen sind, wie beim emotionalen 2:1-Last-Minute-Sieg in Lettland.
An Dramatik ließ der heiße Tanz in Podgorica nichts vermissen; vor allem, weil die Türkei sehr früh in Rückstand geriet und es nach der Kehrtwende nicht schaffte, für die vorläufige Entscheidung zu sorgen. "Wir hatten zu Beginn und in der ersten Halbzeit Probleme mit dem Pressing des Gegners. Das haben wir dann in der Pause umgestellt", gab Kuntz die Schwierigkeiten mit dem galligen Auftreten des Gastgebers zu. "Am Ende kann ich mich aber über einen schönen und verdienten Sieg freuen."
"Meine Oma hat mir immer gesagt,…"
Was vor rund zwei Monaten nach der 1:6-Klatsche gegen die Niederlande noch undenkbar schien, ist jetzt wieder zum Greifen nah: die WM-Teilnahme. In zwei Playoff-Partien wird die "Milli Takım" Ende März 2022 um eines der letzten zu vergebenden Turniertickets kämpfen. Weil die Türkei allerdings einer der schlechteren Gruppenzweiten ist, landet sie bei der Auslosung der Spiele am 26. November im zweiten Lostopf, ist damit nicht gesetzt und muss auswärts einen schweren Gegner fürchten. "Meine Oma hat immer gesagt, dass ich mir nicht so viele Gedanken um etwas machen soll, dass ich sowieso nicht beeinflussen kann", sagte Kuntz im Hinblick auf die Ziehung in zehn Tagen, um dann aber doch einen Wunsch nachzuschieben: "Wenn ich mich festlegen müsste, dann muss es nicht unbedingt nach Portugal oder Italien gehen."