Seine Stammelf hat Şenol Güneş im Großen und Ganzen zusammen. Wechsel wird es nur während der Spiele geben, bei Verletzungen oder falls die A-Lösung Optimierung benötigt. Für die Spieler von der Bank ergeben sich dementsprechend weniger Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Einige Akteure könnten allerdings trotzdem überraschen.

Ein Wechsel im Tor ist unwahrscheinlich, weshalb Günok und Bayındır hier nur die Rolle als Support bleibt. Auch seine Viererkette hat der Trainer zusammen, sollte im Zentrum allerdings doch Not am Mann sein, stünde mit Kaan Ayhan ein verlässlicher Abräumer bereit. Der 26-Jährige lief in der Vorbereitung auch im defensiven Mittelfeld auf und trug sogar die Kapitänsbinde. Güneş weiß, was er an dem gebürtigen Gelsenkirchener hat. Eine Überraschung könnte es je nach Spielverlauf allerdings auf den Außenpositionen geben. Zwar ist Zeki Çelik auf rechts absolut gesetzt, der junge Mert Müldür wusste in seinen bisherigen Länderspielen allerdings zu gefallen und könnte aufgrund seiner offensiven Stärken auch gemeinsam mit Çelik auflaufen. Auch auf der linken Seite scheint Müldür allerdings eine Option zu sein. Zwar testete der Trainer ihn gegen Moldawien dort nur für die letzten paar Minuten, der Spieler von Sassuolo könnte allerdings trotzdem der erste Meraş-Vertreter werden. Rıdvan Yılmaz gehört zwar die Zukunft, für den Moment agiert der junge Linksverteidiger allerdings noch zu nervös.

Freie Auswahl in der Offensive

Das kann man vom zweiten Küken im Kader nicht behaupten. Orkun Kökçü spielt abgeklärt, gefällt durch ein hohes Laufpensum und streut immer wieder kluge Pässe ein. Er hat sich zu einer vielversprechenden Alternative für das zentrale Mittelfeld entwickelt und dürfte auch während des Turniers auf Einsätze kommen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Spielanteile nach Alter und früheren Verdiensten verteilt wurden. Kökçü ist eine echte Option für die Acht oder die Zehn und hat die gestandenen Kahveci und Tököz bereits auf die Plätze verwiesen. Nur wenig älter als der Mann von Feyenoord sind die beiden Offensiven Abdülkadir Ömür und Halil Dervişoğlu. Beide sprangen erst im letzten Moment auf den EM-Zug auf, sorgten in der Vorbereitung allerdings für frischen Wind. Sie könnten die X-Faktoren im türkischen Spiel werden und mit ihrer Technik (Ömür) oder ihrem Torriecher (Dervişoğlu) für Überraschungen sorgen.

Die Türkei geht mit einem starken und gut durchmischten Kader ins Spiel. Jetzt wird es darauf ankommen, ob man das große Potential auch wirklich auf den Rasen bekommt. Mit Italien wartet die härteste Prüfung direkt zu Beginn.

Foto: imago