Der nächste türkische Youngster kehrt seinem Heimatland den Rücken und sucht sein Glück in Europa. Der Transfer von Burak İnce zu Arminia Bielefeld ist eine große Chance für Spieler und Verein. Das Nachsehen haben einmal mehr die Klubs der Süper Lig.

War es schließlich bis vor kurzer Zeit noch Usus, dass die größten türkischen Talente wie natürlich den Weg nach Istanbul oder zumindest in die Süper Lig gehen, führt der Weg sie jetzt von der zweiten Liga oder einem Anadoluklub auch gerne direkt in eine Topliga. Nach zuletzt Ali Akman, den es von Bursaspor zu Eintracht Frankfurt zog und der jetzt aktuell in die Niederlande zu NEC Nijmegen verliehen ist, wählt auch Burak İnce den Weg nach Deutschland. Arminia Bielefeld gab bekannt, dass der 17-Jährige von Altınordu pünktlich zu Beginn seiner Volljährigkeit im Januar nach Ostwestfalen wechselt. Der umworbene Youngster unterschrieb bis 2025 und die Arminen zeigen sich sichtbar stolz, dass ein so hoffnungsvolles Talent den Weg nach Bielefeld einschlägt.

Immer mehr junge Türken wollen nach Europa

Auch für İnce ist der Wechsel allerdings eine große Chance. Mindestens ein halbes Jahr könnte er bei den stark abstiegsbedrohten Arminen noch Erstligaluft schnuppern – zumindest sofern er sich schnell akklimatisiert und die physische Reife für die Bundesliga unter Beweis stellen kann. Den Abstiegskampf ist er bereits gewohnt. Auch sein aktueller Arbeitgeber spielt eine schwache Saison und rangiert auf Platz 18. Der Mittelfeldspieler gehört zum erweiterten Stamm und pendelt zwischen Startelf und Bank hin und her. Der Schritt nach Deutschland wird dementsprechend groß werden, doch ähnlich wie zuletzt der nur wenig ältere Ömer Beyaz zieht auch der einmalige U21-Nationalspieler ein Engagement im Ausland vor.

Für die Süper Lig ist das eine schlechte Nachricht. Trotz Ausländerregelung träumen die größten einheimischen Talente mehr denn je von Europa. Die Gründe sind vielfältig, werfen allerdings fast alle ein schlechtes Licht auf den türkischen Fußball: mangelnde Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich, teils ungenügende Zahlungsmoral, Konzentration auf Legionäre und Routiniers, veraltete taktische Systeme und Trainingsmethoden, schlechte Schiedsrichterleistungen und die wöchentlichen Diskussionen um vermeintliche Verschwörungen stehen nicht gerade für das ideale Umfeld, in dem sich junge Spieler in Ruhe entwickeln können. Spieler wie Destanoğlu, Dervişoğlu, Gümüşkaya oder Yılmaz sind mittlerweile eher die Ausnahme und sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass vielleicht nicht dem türkischen Fußball, wohl aber der Süper Lig ein Nachwuchsproblem droht.