Am Freitagabend trifft die Türkei im Rahmen der EM-Qualifikation in Riga auf Lettland. Für die "Milli Takım", die in ihrer Qualifikationsgruppe aktuell Dritter ist, zählt dabei nur ein Sieg. Trainer Stefan Kuntz registriert den Erfolgsdruck – den es so aber bei jedem Spiel gäbe.

"Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass es ein wichtigstes Spiel ist. Das spüren wir. Aber der Druck im Spiel gegen Lettland wird nicht größer sein als bei anderen Spielen", erklärt Stefan Kuntz auf der Pressekonferenz vor dem Gastspiel in Riga am Freitagabend. Mit Blick auf die Tabelle, wo die Türkei aktuell nur auf Rang 3 hinter Wales und Kroatien steht, ist dem deutschen Trainer freilich bewusst, dass gegen die Letten nur drei Punkte zählen. Das Auswärtsspiel zum Schicksalsspiel erklären, will Kuntz aber nicht: "Wir haben noch immerhin noch acht Spiele. Wenn wir das Spiel gewinnen, sind wir ein Stück näher dran. Klar ist aber auch, dass ich am Ende an der Spitze der gruppe stehen möchte."

Gegen das vermeintlich schwächere, tatsächlich aber enorm unangenehme Lettland, gegen das die Türkei lediglich eines ihrer fünf Duelle gewinnen konnte, muss Kuntz auf seine beiden besten Stürmer verzichten. Sowohl Cenk Tosun als auch Enes Ünal fehlen mit schweren Verletzungen, auch über die aktuelle Länderspielperiode hinaus. "Das ist natürlich ein Verlust für die Mannschaft, weil es Spieler sind, die Spitzenleistungen bringen. Aber wir haben auch schon gezeigt, dass wir solche Lücken im Team schließen können", betont Kuntz, der wahrscheinlich ein Sturm-Duo aus Aktürkoğlu und Nayir in die Startelf beordern wird.

Dass die Partie in Lettland trotz aller Verklausulierungen einen gewissen wegweisenden Charakter hat, liegt auch daran, dass der Eindruck entsteht, die Entwicklung unter Kuntz, der bald zwei Jahre im Amt ist, stagniere. "Jeder kann für sich selbst beurteilen, ob diese 20 Monate positiv oder negativ verlaufen ist", wehrt sich Kuntz überraschend deutlich. "Wir haben gegen Armenien gewonnen, nachdem es in der ersten Halbzeit nicht gut lief. Gegen Kroatien haben wir dann gut begonnen, ein gutes Spiel gemacht, aber leider nicht die Tore erzielen können." Wie lange es dauere, bis der immer wieder durch Rückschläge gekennzeichnete Entwicklungsweg hin zu einer stabilen Mannschaft Früchte trage, könne Kuntz nicht sagen. Als Beispiel nennt der 58-Jährige aber Ungarn. "Dort hat es zwei bis vier Jahre gedauert", so Kuntz.