In einem gemeinsamen Auftritt erklären die Präsidenten der vier türkischen Top-Klubs, dass sie die von der TFF auferlegte Ausländerregel nicht akzeptieren und umsetzen wollen und ziehen dafür auch radikale Maßnahmen in Betracht – wie zum Beispiel einen geschlossenen Spiel-Boykott. 

Auf dem Rasen sind sie meist erbitterte Rivalen, ziehen oft sämtliche Mittel in Erwägung, um den Sieg zum Eigen zu machen. Im operativen Geschäft und in diesem ganz besonderen Fall am Mittwochabend in einer von "Habertürk TV" ausgestrahlten Sondersendung halten die Verantwortlichen der vier großen türkischen Klubs zusammen. Es gilt dabei den gemeinsamen Widersacher – martialisch gesagt den gemeinsamen Feind – zu besiegen: den türkischen Fußballverband; kurz: TFF.

Im Zentrum der Diskussion stand an diesem Mittwochabend einmal mehr die schon oft kritisierte Ausländerreglung. Anders als bei sämtlichen Debatten in der Vergangenheit waren die Klub-Bosse aber nicht mehr an einem Kompromiss mit dem türkischen Fußballverband interessiert, sondern einzig am Durchsetzen der eigenen Interessen, was in erster Linie die Nicht-Einführung dieser zur kommenden Saison geltenden Regel darstellt. "Wir sind nicht mehr hier, um den Klubs Vorschläge zumachen, wir sind hier, um darauf zu drängen, dass endlich etwas umgesetzt wird. Es ist offensichtlich, dass es so nicht weitergehen kann", erklärte beispielsweise Galatasaray-Präsident Burak Elmas, der dem TFF zusätzlich Augenwischerei, fehlende Transparenz, dafür ständige "Hinterzimmergeschäfte" vorwarf.

"Spielen wir jetzt oder nicht?"

Gemeinsam mit Trabzonspors Ahmet Ağaoğlu führte Besiktas-Präsident Ahmet Nur Çebi auf, dass die TFF in den vergangenen Jahren selbst keinerlei Maßnahmen unternommen hat, um den nationalen Fußball zu fördern. Ein Modell von U23-Teams, welche in der dritthöchsten Spielklasse antreten können, stand wohl nie ernsthaft zur Debatte. Auch der Boss der "Schwarzen Adler" wolle es deshalb nicht einsehen, dass die Klubs nun für die angeblich nötigen Konsequenzen einer Ausländerregel bezahlen müssen. Beistand pflichtete auch Fenerbahçe-Boss Ali Koç, der dem TFF auch nochmal Drohszenario fehlender Einnahmen bei gleichbleibende, wenn nicht sogar steigenden Kosten vorrechnete.

Ali Koç war es dann auch, der im Hinblick auf mögliche Gegenmaßnahmen seitens des Klubverbandes in die volle Offensive ging und dabei sogar einen Boykott nicht ausschloss. "Wir kennen die Regeln, was passiert, wenn wir nicht antreten und spielen. Das wäre nicht neu." Als sich die Diskussionsrunde dem Ende entgegenneigte, fragte dann auch Ahmet Ağaoğlu nochmal nach: "Spielen wir jetzt oder nicht?"
Die Frage blieb letztlich unbeantwortet und verdeutlicht in welch prekären und vor allem zerstrittenen Situation sich die türkische Liga rund vier Wochen vor Saisonstart befindet. Wohl nur ein weiterer Funken des türkischen Fußballverbandes könnte das Pulverfass explodieren lassen.