Langsam aber sicher wird es ernst für die Türkische Nationalmannschaft. Noch drei Testspiele gegen Aserbaidschan, Moldawien und einen bisher unbekannten Gegner stehen an, dann wartet Italien im Eröffnungsspiel der EM. Das Grundgerüst steht bereits, jetzt geht es für Şenol Güneş darum, die letzten offenen Fragen zu beantworten.

In der Defensive dürfte bereits alles klar sein – zumindest sofern alle Spieler fit sind. Uğurcan Çakır hat seinen älteren Konkurrenten Mert Günok verdrängt und das Vertrauen seines Trainers mit starken Leistungen zurückgezahlt. Beim Turnier werden wohl auch einige Vereine aus Europa ganz genau hingucken. Der 25-Jährige gilt als klarer Wechselkandidat. Rechts ist der frisch gekürte französische Meister Zeki Çelik gesetzt, links läuft es wohl auf Umut Meraş hinaus. Auch im Zentrum gibt es eine klare Tendenz: Çağlar Söyüncü und Merih Demiral bilden eigentlich ein bärenstarkes Duo, der Italien-Legionär laborierte in den letzten Monaten allerdings immer wieder an Verletzungen. Auf allen drei Positionen stehen mit Müldür, Yılmaz und Kabak junge Alternativen zur Verfügung.

Alles klar im Mittelfeld, Fragezeichen rechts

Auch im zentralen Mittelfeld sind zwei Positionen klar vergeben – unabhängig vom System. Okay Yokuşlu und Ozan Tufan bilden entweder eine Doppelsechs im 4-4-2 oder 4-2-3-1 oder bekommen im 4-3-3 einen weiteren Akteur an die Seite gestellt. So oder so übernimmt Yokuşlu den defensiveren Part und kippt immer wieder auch in die Verteidigungsreihe ab, während Tufan gerade auch mit seinen Distanzschüssen vorne für Torgefahr sorgen soll. Die letzten Fragezeichen gibt es daher in der Offensive. Die beiden Kapitäne Burak Yılmaz und Hakan Çalhanoğlu sind fest eingeplant, lediglich bei den Nebenmännern könnte es Änderungen zu den letzen Spielen geben. Yusuf Yazıcı wäre prädestiniert als zweite Spitze, Zehner oder Rechtsaußen, konnte sein volles Potential allerdings im Nationaldress noch nicht völlig ausspielen. Genau andersherum ist es bei Kenan Karaman, der mit Düsseldorf eine durchwachsene Saison hatte, für die Türkei allerdings zuletzt ein wichtiger Spieler war. Der größte Herausforderer der beiden ist Cengiz Ünder. Bei Leicester erlebte der Rechtsaußen eine Saison zum Vergessen, für die Türkei konnte er allerdings schon häufig glänzen. Während die genannten Spieler sich wohl Hoffnungen auf die Startelf machen können, geht es bei den anderen Akteuren darum, überhaupt im endgültigen Kader zu stehen. Aus dem Pool Ömür, Aktürkoğlu, Akbunar und Karaca werden wohl noch mindestens zwei Spieler gestrichen werden. Bei den beiden zusätzlichen Mittelstürmern Ünal und Dervişoğlu scheint eine Nominierung aktuell hingegen wahrscheinlich. Sie sollen Yılmaz entlasten und als mögliche Joker für neue Impulse sorgen.

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