Nach einer äußerst turbulenten Saison, die erst ganz am Ende zu einem versöhnlichen Abschluss geführt wurde, bleibt bei Trabzonspor kaum ein Stein auf dem anderen. Ein Ende der Transferoffensive ist trotz überschaubarer finanzieller Mittel nicht in Sicht.

Tor

Geht er oder bleibt er? Das war lange Zeit die große Frage und bereits zum Ende der letzten Saison schien es selbst den Verantwortlichen klar zu sein, dass Uğurcan Çakır den Verein verlassen und möglicherweise sogar eine Rekordsumme einspielen würde. Dann allerdings kam die EM, der junge Keeper machte einen wackeligen Eindruck und plötzlich haben sich die europäischen Top- und Mittelklasseklubs größtenteils anders orientiert. Da außerdem gleich mehrere erfahrene Spitzentorhüter einer ähnlichen Preisklasse auf dem Markt sind, schwinden die Chancen auf einen lukrativen Wechsel immer mehr. Der Kapitän könnte daher für mindestens eine weitere Saison an Bord bleiben. Den sportlichen Zielen Trabzonspors wäre das sicher zuträglich. Mit Erce Kardeşler und Arda Akbulut ist der Schwarzmeerklub dazu auch in zweiter Reihe solide aufgestellt.

Abwehr

Vitor Hugo und Edgar Ié bleiben auch weiter die Innenverteidiger des Vertrauens. Dahinter soll die jüngere Garde drücken. Hüseyin Türkmen ist ein wenig ins Hintertreffen geraten, Atakan Gündüz und Ahmetcan Kaplan sollen hinter den erfahrenen Stammspielern reifen. Neue Gesichter gibt es hingegen auf den Außenbahnen. Bruno Peres hatte bei seinem bisherigen Arbeitgeber AS Rom keine Zukunft mehr, könnte allerdings wahlweise links oder rechts zum Stammspieler in Trabzon werden. Bei İsmail Köybaşı ließen die Verantwortlichen keine Zweifel aufkommen, dass der 32-Jährige insbesondere aufgrund der Ausländerregelung verpflichtet wurde. Er soll mit seiner Erfahrung vor allem im Training helfen und bereit stehen, falls die Stammkräfte eine Pause brauchen. Ist das bisher einzige Pflichtspiel gegen Molde aussagekräftig, vervollständigen Peres links und Eigengewächs Serkan Asan rechts die Viererkette.

Mittelfeld

Marek Hamšík ist ein klassischer Süper-Lig-Transfer: ein großer Name, mittlerweile 34 Jahre alt und nach seiner Zeit in Italien, China und Schweden bereit für ein letztes Abenteuer. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Der Slowake wäre nicht der erste Ex-Star, der in der Türkei noch für ein oder zwei Jahre eine gute Rolle spielen kann. Als Stratege im Mittelfeld könnte er Trabzonspor sicherlich gut zu Gesicht stehen. Keine kurzfristige Zukunft hatte hingegen Flávio, der leihweise an Giresunspor abgegeben wurde. Ein möglicher Coup ist dagegen die Verpflichtung von Dorukhan Toköz. Der türkische Nationalspieler hatte auf ein Engagement in Europa gehofft und dürfte daher eher enttäuscht sein. An der Schwarzmeerküste winkt ihm allerdings ein Stammplatz und dass er in der Süper Lig eine gute Rolle spielen kann, hat er ebenso nachgewiesen, wie Berat Özdemir und Anastasios Bakasetas, die weiteren Mittelfeldspieler mit Startelfambitionen.

Sturm

In der Offensive ist einmal mehr Abdülkadir Ömür die tragische Figur. Selbst neutrale oder gegnerische Fans wünschen dem hochtalentierten Flügelspieler endlich eine verletzungsfreie Saison. Aktuell ist er mal wieder zum Zusehen verdammt, fit und in Form führt am Publikumsliebling allerdings kein Weg vorbei. Ihm zur Seite stehen zwei weitere Altmeister: Nwakaeme hält Trabzonspor anders als Ekuban wohl die Treue und der mittlerweile 34-jährige Gervinho ist ein zusätzlicher Spieler der Marke Hamšík. Nachholbedarf gab es im Sturmzentrum. Während eine Sørloth-Rückkehr wohl auf ewig ein Traum bleiben wird, steht mit Andreas Cornelius mittlerweile ein ähnlicher Stürmertyp bereit. Gegen Molde konnte sich allerdings auch Djaniny bereits einmal in die Torschützenliste eintragen.

Nun liegt es an Abdullah Avcı aus den neuen und alteingesessenen, jungen und erfahrenen Akteuren eine Mannschaft zu formen, die über die ganze Saison ihre Bestleistungen abruft. Trabzonspor ist zum jetzigen Zeitpunkt zwar eine Wundertüte, das Potential für eine gute Platzierung ist allerdings fraglos vorhanden.