Nach dem fulminanten Sieg gegen die Niederlande ist die Fallhöhe für die türkische Nationalmannschaft gegen das vermeintlich schwächere Norwegen groß. Jetzt gilt es den schmalen Grat zwischen Euphorie und Erwartungsdruck zu meistern. 

An Trainer Şenol Güneş und dessen mittlerweile schon rund zweijährige Amtszeit in seiner insgesamt zweiten Periode scheiden sich die Geister. Die einen zeigen sich ob der beachtenswerten Ergebnisse gegen große Gegner wie Deutschland oder Kroatien begeistert vom Aufschwung der "Milli Takım". Die anderen bemängeln, dass trotz der Fülle an qualitativ hochwertigem Spielermaterial, das zum Teil in den Top-Klubs Europas spielt, noch immer keine wirkliche Spielphilosophie zu erkennen ist, die einem Team von internationaler Klasse würdig wäre. Fakt ist: Die Türkei hat sich in den vergangenen 24 Monaten verbessert (vor allem die Abwehr), insgesamt nur zwei Niederlagen (Ungarn) eingefahren, zu oft aber der aufkommenden Euphorie Ernüchterung folgen lassen.

Niederlande-Sieg ohne Norwegen-Erfolg wenig wert

Am vergangenen Mittwoch ist die Mannschaft um Kapitän Burak Yılmaz mit einem Achtungserfolg gegen die Niederlande ins Länderspieljahr 2021 gestartet – ein Spiel, vom reinen Blick aufs Ergebnis beeindrucken mag, in der tieferen Analyse aber grobe Mängel aufweist. Dass man nach 46 Minuten und drei abgefeuerten Torchancen 3:0 führte und dass man nach dem schnellen Holland-Doppelpack zum 2:3-Anschluss nicht vollends in sich zusammenbrach, war an diesem Abend der seltenen Effizienz im Abschluss und der reinen Klasse von Burak Yılmaz geschuldet. Wer jetzt glaubt, ein Sieg gegen die Norweger wäre mit einer ähnlichen Leistung wieder leicht zu wiederholen, könnte am Samstagabend bitter enttäuscht werden. Auch Türkei-Trainer Şenol Güneş weiß um den jetzt vorhandenen Erwartungsdruck seiner Elf und sagt: "Es wird ein knallhartes Spiel morgen. Nach dem Sieg gegen die Niederlande ist das zweite Gruppenspiel mindestens genauso wichtig. Erst mit einem guten Ergebnis können wir von einem vorteilhaften Beginn sprechen. Wir sind bereit."