Trotz eines zweimaligen Zwei-Tore-Vorsprungs ist die Türkei am Dienstagabend im WM-Qualifikationsspiel gegen Lettland nicht über ein 3:3-Unentschieden hinausgekommen. Kenan Karaman (2.) Hakan Çalhanoğlu (34.) und Burak Yılmaz (51.) trafen für die Türkei, die nach den starken Ergebnissen gegen die Niederlande und Norwegen nun einen herben Dämpfer einstecken musste
Nationaltrainer Şenol Güneş nahm nach dem famosen 3:0-Auswärtserfolg gegen Norwegen am vergangenen Wochenende lediglich personelle Veränderungen in der Abwehrkette vor: Auf den Außenverteidigerpositionen begannen Caner Erkin (links) und Mert Müldür (rechts). Innen verteidigte anstelle von Kaan Ayhan Ozan Kabak.
Keine 120 Sekunden waren gespielt, da rappelte es schon das erste Mal im lettischen Karton: In Folge einer Ecke wurde Kenan Karaman (2.) halbrechts am Strafraum von Hakan Çalhanoğlu angespielt. Der Fortune durfte noch ein zwei Schritte machen und schoss dann wuchtig aus 14 Metern flach ins rechte untere Eck – erneut ein gelungener Frühstart der Türken! Auch in der Folge erspielte sich die Mannschaft von Şenol Güneş ein klares Chancenplus, ließ der Reihe nach aber zum Teil kläglich die Möglichkeiten liegen. Erst war es Yusuf Yazıcı, der aus spitzem Winkel aufgrund eines schlechten ersten Kontakts nicht richtig zum Abschluss kam (11.) und wenige Minuten später nach einem Querpass im Strafraum noch geblockt wurde (17.). Dann scheiterte Karaman (22.), erneut auf Vorlage von Çalhanoğlu, mit einem Schuss knapp am rechten Pfosten vorbei am 2:0. Die in dieser Phase offensiv kaum zu stoppende Türkei traf in Person von Okay Yokuşlu (32.) auch noch den Querbalken, ehe Hakan Çalhanoğlu (33.) die Erlösung brachte: Sein Distanzschuss vom Strafraumrand nach einer abgewehrten Ecke fand eine Lücke durch Freund und Feind und landete schließlich zum 2:0 für den Gastgeber im Netz. Eine komfortable Führung? – Nein! Nur wenige Augenblicke später kombinierten sich die Letten über Jurkovskis und Udriki nach vorne. Nach einer Flanke traf letztlich Savalnieks (35.), auch mit etwas Pfostenglück, zum 1:2-Anschlusstreffer.
Burak Yılmaz trifft vom Punkt – dann fängt die Türkei an zu wackeln
Unter den Augen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan, der auf einer der wenigen verfügbaren Plätze in der Ehrenloge saß, erwischten die Türken auch in Durchgang zwei einen Sahne-Start: Der aufgerückte Mert Müldür holte nach einem Vorstoß rechts im Strafraum einen Strafstoß heraus, das Foul des Letten Tobers am Sassuolo-Mann war dabei unstrittig. Kapitän Burak Yılmaz (51.) trat als etatmäßiger Schütze an und verwandelte den Elfmeter gezielt ins linke untere Eck zum 3:1. Genau wie dem vielsprechenden Start wurde die Güneş-Elf wieder etwas nachlässig und fing sich in Folge eines Freistoßes aus dem Halbfeld und einer zweifachen Kopfball-Verlängerung (bei der Caner Erkin das Abseits aufhob) durch Uldrikis (58.) das zweite Gegentor. Die Gäste aus Lettland hatten jetzt Blut geleckt und wussten die zunehmende Verunsicherung bei den Türken zu bestrafen: Nach einem hohen Spiel, bei dem die komplette Abwehrkette zu spät aus dem Abseits rückte, kam Ikaunieks (80.) aus neun Metern links im Strafraum zum Abschluss und traf flach ins kurze Eck – das 3:3-Unentschieden! Mit ordentlich Wut im Bauch startete die Türkei nochmals eine Angriffswelle, mehr als ein verunglückter Burak-Abschluss aus zehn Metern, bei dem der Lille-Stürmer den Ball nicht richtig traf, wollte aber nicht dabei herumkommen.
Trotz des ernüchternden Unentschiedens bleibt die Türkei Tabellenerster ihrer WM-Qualifikationsgruppe. Weiter geht es für die Halbmond-Sterne Ende Mai, dann gegen Aserbaidschan und Nordirland mit zwei Testpielen vor der Europameisterschaft.