Das Aufeinandertreffen B-Elf gegen B-Elf hatte zwar einige Tore zu bieten, einige langweilige Phasen, teils haarsträubende Fehler und eine schwache Schiedsrichterleistung trübten den Eindruck allerdings ein wenig. Zumindest hatten einige Spieler die Chance, sich im Nationaldress der Türkei zu zeigen.

Wie zu erwarten nutzte Şenol Güneş das Testspiel für umfangreiche Experimente und gab gleich einer ganzen Reihe von Spielern aus der (vermeintlichen) zweiten Reihe die Möglichkeit, sich gegen einen namhaften Gegner zu zeigen. Çakır im Tor, Sangaré, Kabak, Çetin und Rückkehrer Erkin in der Viererkette, ein Dreiermittelfeld mit Yokuşlu, Tököz und Kökçü sowie die offensive Dreierreihe Ünder, Türüç und Tosun sollten es gegen die Kroaten richten, die ebenfalls mit einer klaren B-Elf antraten. Mit Kapitän Vida (Beşiktaş) und Linksverteidiger Melnjak (Rizespor) standen aber zumindest zwei Legionäre aus der Süper Lig in der Startelf der Gäste.

Der Abwehrchef der "Adler" stand dann auch bei der ersten nennenswerten Szene im Fokus, als er arg ungeschickt seinem ehemaligen Teamkollegen Cenk Tosun im Strafraum auf den Fuß trat. Die Folge: Elfmeter Tosun und die Führung für die Türkei (23.). Davor und danach war das Niveau der Partie sehr überschaubar. Beiden Teams war anzumerken, dass sie nicht eingespielt waren und Hektik, Fehlpässe und Ideenlosigkeit prägten die Partie. So musste auch auf der anderen Seite ein individueller Fehler herhalten. Nach einem Befreiungsschlag der Kroaten unterschätzte Çetin den Ball und Budimir blieb vor Çakır eiskalt (32.). Dabie hatte der Kroate den Ball mit dem Arm berührt, da der VAR allerdings für dieses Spiel nicht eingesetzt wurde, zählte das Tor trotzdem. Noch schlimmer als der Gegentreffer wog dann sicherlich der Ausfall des Youngsters: Kökçü konnte nicht weiterspielen und Özcan ersetzte ihn. Gerade als sich beide Teams auf ein Unentschieden zur Pause geeinigt zu haben schienen, zeigte Caner Erkin, warum Güneş ihn zurückgeholt hatte, spielte tief aus der eigenen Hälfte einen wohlüberlegten Pass auf Türüç und der Linksaußen schlenzte den Ball ebenso überlegt ins Netz (40.). So ging es mit einer etwas überraschenden Führung in die Kabine.

Schlag auf Schlag in Hälfte zwei

Zum zweiten Durchgang wechselte Güneş doppelt und brachte Bayram und Yazıcı für Erkin und Çetin, dazu kurze Zeit später Demiral für Tököz. Den Ausgleich musste der Innenverteidiger allerdings noch von der Seitenauslinie beobachten. Brekalo kam am rechten Strafraumrand nahezu unbedrängt zum Passen, der Ball rutschte an allen Spielern vorbei bis zu Pašalić, der von der linken Seite trocken abschließen konnte (53.). Nun waren die Gastgeber völlig von der Rolle und luden den Gegner förmlich zum Treffen ein. Oršić löffelte einen Ball in den Strafraum, wo niemand Brekalo auf dem Schirm hatte und der Wolfsburger ohne Gegenwehr einköpfen konnte (56.). Ein Wirkungstreffer, sollte man meinen, doch nun ging es Schlag auf Schlag weiter und die Türken meldeten sich großartig zurück. Quasi im Gegenzug passte Özcan Richtung Strafraum, Yazıcı ließ den Ball klug durch, Tosun spielte ihn mit der Hacke weiter und Ünder hielt drauf (58.). 3:3 und das einschläfernde Spiel der ersten 45 Minuten war vergessen. Nun spielten beide Teams mit offenem Visier, wobei die Türken sogar die hochwertigeren Chancen hatten. Zwar konnten die Kroaten trotz der Einwechslungen von Perišić und Modrić nur noch wenig entgegensetzen, auch den Gastgebern blieb allerdings der vierte Treffer verwehrt. So trennte man sich letztendlich nach einer deutlich unterhaltsameren zweiten Halbzeit 3:3 und kann nun die kommenden Aufgaben in der Nations League angehen.

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