Trotz mehr als 60-minütiger Überzahl und einer starken Phase zum Ende der ersten Halbzeit tat sich die Türkei auch gegen Tabellenführer Russland sehr schwer. Ein Foulelfmeter von Tosun und die beiden Treffer von Karaman und Ünder reichten am Ende allerdings trotzdem für einen knappen Heimsieg.

Şenol Güneş beendete für das zweite Spiel gegen Tabellenführer Russland seine personellen Experimente und bot seine derzeit wohl bestmögliche Elf auf. Mert Günok im Tor, Zeki Çelik, Kaan Ayhan, Merih Demiral und Caner Erkin in der Viererkette, Yokuşlu und Tufan auf der Doppelsechs und dann die offensive Dreierreihe Karaman, Çalhanoğlu und Ünder hinter Kapitän Tosun sollten es richten. Doch das vermeintliche A-Team verschlief den Beginn des Spiels komplett und fing sich entsprechend früh eine eiskalte Dusche. Von Anpfiff an waren die Russen die deutlich konzentriertere und stärkere Mannschaft, beim ersten Treffer des Spiels half die türkische Defensive allerdings tatkräftig mit. Günok passte unter Druck unsauber zu Demiral, dem Verteidiger von Juventus versprang der Ball am eigenen Strafraum, die Gäste setzten nach und Denis Cheryshev, der Linksaußen aus Valencia, veredelte den Angriff (11.). Nun allerdings waren die Türken wach und wirkten angestachelt. Zählbares kam dabei zunächst nicht heraus, dann allerdings drehte sich das Spiel zu ihren Gunsten. Tosun ging nach 24 Minuten ins Laufduell mit Semyonov und der Rechtsverteidiger brachte ihn als letzter Mann kurz vor dem Strafraum zu Fall. Die Konsequenz: Notbremse und rote Karte. Die personelle Überzahl nutzten die Gastgeber nun für sich. Karaman spielte einen Einwurf zurück zu Erkin, der Linksverteidiger flankte wiederum punktgenau auf den Düsseldorfer und dieser nickte zum Ausgleich ein (26.). Nur wenige Minuten später drehten die Hausherren das Spiel dann komplett. Dieses Mal ging es über rechts, wo Ayhan einen Angriff der Russen abfing, Ünder in Szene setzte und der Rechtsaußen den Ball mit Hilfe des Innenpfostens über die Linie brachte (32.). Nach der Führung schalteten die Türken einen Gang runter, hatten allerdings auch keine Mühe mehr gegen die entnervten Gäste.

Türken schwach trotz Überzahl

Die zweite Halbzeit begann beinahe wie die erste. Die Türken verpassten wieder den Anpfiff und die Russen drückten auf den Ausgleich. Das hätte ins Auge gehen können, stattdessen half der Schiedsrichter den Gastgebern. Ozan Tufan drang in den gegnerischen Strafraum ein und wurde von Kudryashov gefällt. In der Zeitlupe war allerdings zu erkennen, dass der Russe zuerst den Ball gespielt hatte. Trotzdem entschied der Referee auf Elfmeter und Tosun ließ sich diese Chance nicht entgehen (52.). Statt nun allerdings für Sicherheit zu sorgen, ließen sich die Gastgeber im Anschluss von den Russen düpieren. Bei einem schnell ausgeführten Freistoß war kein Spieler auf dem Posten, der eingewechselte Karavaev lief bis zur Grundlinie durch, passte in den Rückraum und Kuzyaev musste nur noch einschieben (57.). Spätestens ab jetzt bekamen die Russen wieder Oberwasser und drängten auch in Unterzahl auf den Ausgleich. Von der zahlenmäßigen Überlegenheit der Türken war nun überhaupt nichts mehr zu merken. Russland lief unermüdlich an und die Gastgeber wackelten bedenklich. Auch als gegen Ende die Räume – und damit die Konterchancen – immer größer wurden, schafften es die Türken nicht, die Entscheidung herbeizuführen. So mussten sie bis zur 94. Minute zittern. Da allerdings auch Russland kein Treffer mehr gelang, blieb es beim knappen und dringend benötigten Sieg.

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