Ernüchternder Europa-League-Auftakt für Trabzonspor! Am Donnerstagabend mussten sich die Bordeaux-Blauen dem ungarischen Meister Ferencváros mit 2:3 geschlagen geben. Nach frühem Rückstand verpassten es die Türken, aus der ab der 16. Minute vorherrschenden Unterzahl der Hausherren Kapital zu schlagen und gingen somit unglücklich, aber nicht unverdient als Verlierer vom Platz.
Für die Partie in Budapest setzte Trainer Abdullah Avcı auf eine 4-1-4-1-Formation, bei der auch der zuletzt angeschlagene Stammtorhüter Çakır wieder im Kader stand, aber in der Startaufstellung erneut von Taha vertreten wurde. Die Viererkette in der Abwehr setzte sich aus Denswil, Vitor Hugo, Bartra und Stryger Larsen zusammen. Als Abräumer im defensiven Mittelfeld fungierte Gbamin, während Bardhi und Bakasetas im zentral-offensiven Mittelfeld für Spielkontrolle und Kreativität sorgen sollten. Torgefahr erhofften sich die Bordeaux-Blauen insbesondere von Trezeguet und Ömür im linken beziehungsweise rechten Mittelfeld sowie von Stürmer Gómez, der sein Debüt für Trabzonspor feierte.
Erste Halbzeit mit hohem Unterhaltungswert
Am besten selbst möglichst früh in Führung gehen und danach mit breiter Brust aufspielen – so in etwa dürfte die Marschroute der Truppe von der Schwarzmeerküste vor der Begegnung ausgesehen haben. Doch wie so oft im Fußball kam es ganz anders als geplant: Mit dem ersten Abschluss ging Ferencváros bereits nach fünf Minuten mit 1:0 in Front, was für Trabzonspor einen klassischen Fehlstart bedeutete. Mit einer passgenauen Flanke hatte Vécsei im Strafraum Nguen gefunden, der das passive Abwehrverhalten der Gäste mit dem Führungstreffer für die Ungarn bestrafte. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde schien sich das Blatt – zumindest in der Theorie – zugunsten der Türken zu wenden, als Ferencváros-Linksverteidiger Ćivić nach einem groben Foulspiel gegen Stryger Larsen mit der Roten Karte, auf Anraten des VAR, des Feldes verwiesen wurde (16.). Glücklicherweise konnte der Däne nach kurzer Behandlung weitermachen. Von nun an war klar, dass Trabzonspor für den Rest des Spiels sehr viel Ballbesitz haben würde gegen einen tiefstehenden Gegner in Unterzahl. Abgesehen von einem halbwegs gefährlichen Distanzschuss von Bakasetas gegen Mitte des ersten Durchgangs blieb der amtierende Süper-Lig-Champion zunächst aber auch in Überzahl viel zu harmlos. Erst nach einer knappen halben Stunde wurden die Bordeaux-Blauen etwas zwingender in ihren Aktionen, doch auch ein schöner Abschluss von Gómez auf Höhe der Strafraumgrenze brachte keinen Erfolg. Stattdessen kam es für Trabzonspor nur wenige Augenblicke später noch schlimmer, als Traoré der spielerischen Überlegenheit der Gäste zum Trotz das 2:0 für Ferencváros erzielte (29.). Kurz vor der Pause überschlugen sich dann die Ereignisse in der Groupama Aréna zu Budapest: Erst traf Gómez zum 1:2-Anschlusstreffer nach Vorarbeit von Bakasetas (40.)., bevor Vitor Hugo ein Handspiel im eigenen Strafraum unterlief – Elfmeter für Ferencváros (44.)! Diesen versenkte Nguen mit seinem zweiten Treffer des Abends souverän im linken unteren Eck zum 3:1-Halbzeitstand für die Ungarn.
Ferencváros bleibt standhaft
Mit Beginn des zweiten Durchgangs reagierte Avcı personell gleich dreifach. Für Vitor Hugo, Bardhi und Gbamin, die allesamt einen gebrauchten Tag erwischten, kamen Elmalı, Hamšík sowie Rückkehrer Yazıcı. Mit frischen Kräften gelang es Trabzonspor in der Anfangsphase nach Wiederanpfiff endlich, mehr Druck auf Ferencváros auszuüben. Darauf basierend, fehlte in der 51. Minute nicht viel zum zweiten türkischen Treffer, doch Trezeguet traf nur den Pfosten. An diesem Abend hatten die Ungarn aber auf alles, was die Bordeaux-Blauen taten, eine Antwort parat. So passte es bestens ins Bild, dass Wingo drei Minuten später das 4:1 auf dem Fuß hatte, doch die Latte verhinderte die Vorentscheidung zugunsten des ehemaligen Champions-League-Teilnehmers. Nach einer Stunde wechselte der Traditionsverein von der Schwarzmeerküste zum bereits vierten Mal. Bozok, Torschützenkönig der vergangenen Süper-Lig-Saison, sollte seine Vollstrecker-Fähigkeiten unter Beweis stellen, für den 25-Jährigen verließ Ömür den Rasen. Trotz der nominell hohen Qualität, die bei Trabzonspor auf dem Feld stand, und trotz des eindeutigen Plus an Ballbesitz war Ferencváros in dieser Phase dem vierten Treffer näher als die Gäste dem zweiten. Beispielsweise musste sich Taha mächtig strecken, um einen Abschluss des starken Traoré zu entschärfen (67.). Kurz darauf keimte beim türkischen Meister dann doch nochmals Hoffnung auf, nachdem der eingewechselte Bozok mit einem feinen Volleyschuss für das 2:3 sorgte (71.). Vorlagengeber Gómez sicherte sich bei seinem Debüt für Trabzonspor dabei seinen zweiten Scorer-Punkt. Avcı ging nun volles Risiko und brachte Außenstürmer Djaniny für Verteidiger Denswil. Die bedingungslos offensive Herangehensweise wurde in der 87. Minute tatsächlich mit dem 3:3 durch Yazıcı belohnt, doch nach Intervention des VAR wurde der Treffer aufgrund einer Abseitsposition wieder aberkannt. Danach stemmte sich Ferencváros erfolgreich gegen den drohenden Ausgleich – es blieb am Ende beim bitteren 2:3 aus Sicht der Bordeaux-Blauen.
Allzu viel Zeit zur Regeneration bleibt Trabzonspor nicht, denn bereits am Montag steht mit dem Auswärtsspiel bei Adana Demirspor die nächste Aufgabe in der Süper Lig auf dem Programm. In der Europa League geht es für den türkischen Meister in sieben Tagen mit einem Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad weiter. Am ersten Spieltag unterlagen die Serben AS Monaco mit 0:1.
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