Showdown für die Türkei! Klar war: würde die Elf von Stefan Kuntz ihre Hausaufgaben machen, wäre ihnen zumindest der zweite Platz sicher. Nach einem frühen Gegentor sah es zunächst düster aus, dann schlugen die Türken allerdings zurück und sicherten sich damit den Einzug in die Play-offs.
Stefan Kuntz nahm wie erwartet zwei Änderungen im Vergleich zur Startelf gegen Gibraltar vor und zauberte dabei sogar eine Überraschung aus dem Hut: Trabzonspors Abdülkadir Ömür ersetzte Barış Yılmaz und kam damit zu seinem ersten Länderspieleinsatz seit Mai. Dazu spielte sein Teamkollege Özdemir für Orkun Kökçü auf der Sechs.
Es war also eigentlich alles angerichtet, dann allerdings gab es die ganz frühe kalte Dusche. Yılmaz vertändelte einen Ball in der Vorwärtsbewegung, ein einzelner Pass nahm die unsortierte Abwehr aus dem Spiel und Fatos Bećiraj von FK Astana ließ mit einem satten Schuss Çakır keine Chance (4.). Fast im Gegenzug hätte es beinahe den Ausgleich gegeben, doch Tomašević Querschläger ging knapp am eigenen Gehäuse vorbei. Das Spiel war ab jetzt ausgeglichen: die Gäste übernahmen die Kontrolle, doch Montenegro blieb durchgehend durch Konter gefährlich. Es dauerte fast 20 Minuten bis zum ersehnten Ausgleich. Ömür spielte einen perfekten Chip in den Strafraum, wo einmal mehr Aktürkoğlu seine herausragende Form bestätigte: der 23-Jährige nahm den anspruchsvollen Ball mit links an und wuchtete ihn dann mit rechts ins Netz – ein echtes Tor des Willens (22.). In der Folge blieben die Türken zwar weiter offensiv, Unachtsamkeiten brachten dafür aber auch immer wieder den Gegner ins Spiel. Weitere Tore wären auf beiden Seiten möglich gewesen, fielen aber nicht. Da es auch in Rotterdam mit einem Unentschieden in die Pause ging, wäre die Türkei in diesem Moment weiterhin als Zweiter ins Ziel und damit in die Playoffs gegangen.
Kuntz bringt Kökçü und wechselt den Sieg ein
Zum zweiten Durchgang drehte Kuntz das Rad ein wenig zurück und brachte Kökçü für den unsicheren Özdemir. Ein grundsätzlich verständlicher Wechsel, allerdings auch nicht ohne Risiko, blieb so schließlich kein echter Sechser mehr auf dem Feld. Erneut gab allerdings zunächst Montenegro den Ton an und machte nicht den Eindruck, als ginge es für sie eigentlich um gar nichts mehr. Es dauerte knapp zehn Minuten bis die Türken wieder ins Spiel fanden und dann nochmal knapp fünf weitere bis sich der Wechsel zur Pause voll auszahlte. Kökçü bekam den Ball nahe der Strafraumgrenze, zog einmal auf und dann beherzt ab. Der Ball wurde unhaltbar abgefälscht und schlug neben dem linke Pfosten ein (60.). Wie dünn dieser Vorsprung war, zeigte sich allerdings auf der anderen Seite, wo Söyüncü wenige Minuten später auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Torwart rettete. Kuntz brachte Kutlu und Barış Yılmaz für die starken Ömür und Aktürkoğlu, um für zusätzliche Sicherheit im Mittelfeld zu sorgen. Wenig später wuchtete Söyüncü einen Kopfball auf den gegnerischen Kasten, den Torhüter Šarkić allerdings stark entschärfte. Da im Parallelspiel die Niederlande in Führung ging, wurde langsam klar, dass Platz zwei den Türken wohl nicht mehr zu nehmen sein würde. So kam es dann auch. Die Gäste ließen sich den Sieg nicht mehr entreißen und die Niederlande erhöhte in der Nachspielzeit auf 2:0. Damit hat Stefan Kuntz das Etappenziel erreicht und die Türkei die Chance auf die WM gewahrt.
Foto: Filip Filipovic/Getty Images