Zwischenzeitlich drückend überlegen, am Ende doch der unglückliche Verlierer – die türkische Nationalmannschaft hat die Generalprobe vor der Europameisterschaft am Montagabend gegen Polen (1:2) verloren. Der zur Pause eingewechselte Yılmaz erzielte den hochverdienten Ausgleich, letztlich scheiterte die Türkei aus einem Mix aus Pech und Unvermögen. 

Im Vergleich zum torlosen Unentschieden gegen Italien am vergangenen Freitag nahm Türkei-Trainer Vincenzo Montella mehrere Änderungen in der Startformation vor. Unter anderem startete Samet Akaydın für Ozan Kabak, der wegen eines Kreuzbandrisses die EM verpassen wird. Im Mittelfeld durfte BVB-Mann Salih Özcan ran, im Sturm kam Besiktas-Talent Semih Kılıçsoy zum Startelfdebüt bei der Milli Takım.

Lewandowski muss verletzt runter

Die Polen hatten zu Spielbeginn die Kontrolle über das Spiel, eine erste aggressive Pressingaktion von Kökçü am polnischen Strafraum brachte Aktürkoğlu aber zur ersten Gelegenheit – der Galatasaray-Stürmer verzog aus 15 Metern halblinker Position aber kläglich. Aus einem schnellen Umschalten resultierte dann die frühe Führung der Hausherren: Bednarek fand mit einem langen Ball über die letzte Kette der Türken auch deshalb Lewandowski, weil sich Ayhan bei dem weiten Zuspiel folgenschwer versetzte und dem polnischen Superstar praktisch unfreiwillig vorlegte. Vor dem Strafraum schob Lewandowski dann noch zu Swiderski (12.) rüber, der gegen Günok nur noch einschieben musste.

Güler und Yılmaz bringen Schwung ins türkische Spiel

Die Polen hatten im Anschluss gleich zwei verletzungsbedingte Auswechslungen zu regeln. Neben Swiderski, der offenbar beim Torjubel zuvor im Rasen hängen blieb und folglich nicht mehr weiterspielen könnte, musste auch Lewandowski vorzeitig vom Feld. Der Stürmerstar vom FC Barcelona fasst sich Mitte des ersten Durchgangs ans rechte Bein und musste sein 150. Länderspiel so vorzeitig beenden. Die Türkei steigerte sich nach dem Gegentreffer, spielte mitunter kreativ, blieb im Abschluss aber zu unpräzise. Die noch beste Chance zum Ausgleich vergab Çalhanoğlu (25.) nach schnellem Zusammenspiel mit Kahveci über die rechte Seite.

Zum Start des zweiten Durchgangs brachte Montella mit Yilmaz für Kılıçsoy und Güler für Kahveci zwei frische Offensivkräfte. Und beide Joker waren prompt ein Faktor: Yılmaz (53.) tauchte nach Gülers Pass völlig frei vor Szczesny auf, doch der Keeper lenkte den Ball aus kurzer Distanz noch über die Latte. Wenige Minuten später probierte es Güler (63.) selbst, scheiterte aber ebenfalls am reaktionsschnellen Szczesny. Die Türkei blieb bis in die Schlussviertelstunde hinein dominant und kam dann auch zum hochverdienten Ausgleich. Bardakçi eroberte im Mittelfeld den Ball, dann ging es schnell. Der ebenfalls eingewechselte Yıldız legte am Strafraum ab für Yılmaz (77.), der mit seinem von Salamon abgefälschten Schuss Szczesny zu überwinden wies.

Aktürkoğlu scheitert an der Latte – dann leitet Szymanski den K.o ein 

Beinahe gelang der Türkei sogar der schnelle Doppelschlag, nachdem Szczesny gegen Yılmaz aber überstürzt aus dem Tor kam, den Ball aber nicht klären konnte, versuchte Aktürkoğlu (80.) sein Glück aus rund 35 Metern, traf statt ins verwaiste Tor aber nur die Latte. Bitter für die Gäste: Kurz vor Schluss hatte dann plötzlich Polen doch noch das letzte Wort. Nach Szymanskis feiner Eröffnung über das halbe Feld zog Zalewski von der linken Seite los, ließ mit einem unwiderstehlichen Solo vier Gegenspieler stehen und traf flach ins linke untere Eck – für die Türkei der späte K.o.

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