Wenn sich der FC Bayern einen 28. Spieltag hätte aussuchen können, wäre wohl genau die Beschreibung dabei herausgekommen, die nun in sämtlichen Spielberichten zu lesen ist. Anfang November war der stolze Rekordmeister am Boden, heute thront er wieder über der Konkurrenz und hat den Titel fast schon sicher. Warum war die Liga wieder einmal nicht in der Lage, die Münchner zu stoppen?

Dortmund, Leipzig, Leverkusen und Gladbach, in dieser Saison waren es gleich vier Teams, die den Bayern das Leben schwer machen wollten. Lange Zeit klappte das auch. Leverkusen und Gladbach gewannen in der Hinrunde, RB Leipzig spielte zweimal Remis. Sieben Punkte waren die Münchner zeitweise hinter der Spitze, im November dann gab es ein bitteres 1:5 in Frankfurt und die Entlassung von Trainer Niko Kovač. Die Liga spürte: Die Bayern sind verwundbar, ein zweites Mal gelingt ihnen keine Aufholjagd wie 2019. Sie spürte es am Ende nicht, sie wünschte es sich nur. Denn die Münchner legten den Schalter um und waren fortan nicht mehr zu stoppen.

Die einmalige Bayern-Mentalität

Leipzig spielt 2:2 gegen Hertha, Gladbach kommt zu einem 0:0 beim Vorletzten in Bremen und Leverkusen kassiert Zuhause ein 1:4 gegen Wolfsburg – und das alles in er heißen Schlussphase der Saison. Genau solche Spiele sind es, die dem FC Bayern eben nicht passieren. Wenn es darauf ankommt, zeigen die Spieler eine unmenschliche Gier. Und das, obwohl sie den Titel schon so oft in den Händen hielten. Der Biss, der unbändige Wille, das Wissen, in den entscheidenden Momenten unschlagbar zu sein, das fehlt jedem Konkurrenten. Selbst Schwächephasen der Bayern kann niemand mehr nutzen. Die Saison 2019/20 ist beängstigend und beeindruckend zugleich, denn sie hat wieder einmal gezeigt: Der FC Bayern München kann sich vermutlich nicht einmal mehr selbst schlagen, und das liegt nicht daran, dass sie der Konkurrenz die besten Spieler abkaufen.

Foto: Federico Gambarini/Getty Images