WM-Geschichte: Als Uruguay Brasilien schockte

Die Weltmeisterschaft in Russland ist in vollem Gange. Die moderne Ära der Weltmeisterschaft aber wurde im Jahr 1950 geboren, als Uruguay zum ersten Mal seit 20 Jahren den größten Preis des Fußballs gewann. Im Finale von Rio de Janeiro besiegte man ausgerechnet Brasilien und versetzte das Land damit in einen Zustand der nationalen Trauer.

Während Europa sich noch von den Folgen des Zweiten Weltkriegs erholte, begab sich der internationale Fußballverband auf die Suche nach einem geeigneten Gastgeber für die WM. Die geplanten Wettbewerbe von 1942 und 1946 fanden aufgrund des Krieges nicht statt und so war der Verband darauf bedacht, den Ball wieder zum rollen zu bringen. Ein Großteil Europas lag immer noch in Trümmern und so war es für den Weltfußballverband schwierig, ein Land zu finden, dass alle verfügbaren Ressourcen für die Austragung einer solch großen Veranstaltung zur Verfügung hatte. Viele Nationen lehnten es sogar ab, an der WM teilzunehmen. Und so sah es ganz danach aus, als würde auch eine weitere WM nicht stattfinden.

Schließlich bot Brasilien auf einem Kongress im Juli 1946 an, die Veranstaltung auszurichten, vorausgesetzt, dass das Turnier 1950 stattfindet. Als einzige Nation, die eine offizielle Bewerbung einreichte, wurde Brasilien die Ehre zuteil, die vierte Weltmeisterschaft auszurichten. Die Fußballnation Brasilien ist einer der Favoriten der diesjährigen Weltmeisterschaft, wie die WM Quoten betfair zeigen, und auch damals lagen sie weit vorn in den Prognosen. Insgesamt nahmen 13 Nationalteams an der Weltmeisterschaft in Brasilien 1950 teil. Gespielt wurde in einem einzigartigen Modus. Es gab eine Gruppenphase mit vier Gruppen. Deren Erstplatzierte spielten in einer weiteren Gruppenphase jeder gegen jeden um Weltmeistertitel. Damit ist die WM 1950 technisch gesehen die einzige Weltmeisterschaft, die kein richtiges Finale hatte. Dennoch bestimmte das letzte Spiel zufälligerweise den Sieger. Das „Finale“ war ein Showdown zwischen Brasilien und Uruguay am 16. Juli 1950 im legendären Maracana Stadion in Rio de Janeiro. Nachdem Brasilien die anderen beiden Gruppengegner durch ein kombiniertes Ergebnis von 13:2 geschlagen hatte und vom heimischen Publikum im Maracana – die Besucherzahlen lagen offiziell bei 174.000, schätzungsweise waren es aber an die 200.000 – beflügelt wurde, waren sich der Gastgeber sicher, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Darüber hinaus spielte Uruguay im ersten Spiel der End-Gruppe unentschieden gegen Spanien und lag einen Punkt hinter Brasilien zurück. Alles, was die Brasilianer also brauchten, war ein Unentschieden, und sie würden die WM gewinnen.

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Mit dem gesamten Fußball-verrückten Land Brasilien gegen sie, wurde Uruguay in den ersten 45 Minuten weit in die eigene Hälfte gedrückt. Nur zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff fand Brasilien endlich einen Weg durch Uruguays Verteidigung. Zizinho und Ademir kombinierten stark und spielten auf Friaca, der den Ball an Torhüter Gaston Maspoli vorbei ins Tor schoss. Doch das Spiel drehte sich in der 66. Minute, als Obdulio Varela den Ball in der brasilianischen Hälfte zu Alcides Ghiggia spielte. Ghiggia stürmte auf dem rechten Flügel und dribbelte am brasilianischen Verteidiger Bigode vorbei, ehe er in die Mitte zum unbewachten Juan Schiaffino passte. Dieser nahm den Ball an, machte ein paar Schritte und überwand Moacir Barbosa zum 1:1. Die Brasilianer waren auf einmal völlig von der Rolle und Uruguay wusste das zu nutzen. In der 79. Minute spielte Ghiggia einen Doppelpass mit Julio Perez, und schloss diesen zum 2:1 ab. Der Abpfiff ertönte elf Minuten später und die schockierte und stille Menge im Maracana brach in Tränen aus.