Zeki Çelik, Yusuf Yazıcı und Burak Yılmaz sind am Sonntagabend mit dem OSC Lille französischer Meister geworden. Der gemeinsame Erfolg verbindet die drei Legionäre, der Weg dorthin unterscheidet sich aber grundlegend – und ist dennoch jeweils mustergültig und ein Beispiel für die Zukunft.
Burak Yılmaz
Keine Frage: Der 35-jährige Angreifer ist die schillerndste Figur im türkischen Trio – dazu tragen vor allem seine 16 Treffer und fünf Vorlagen in Lilles Meistersaison bei, die ihm beim Klub aus dem hohen Norden Frankreichs innerhalb kürzester Zeit einen Legendenstatus eingebracht haben. Burak verkörperte in dieser Saison den puren Willen – es sich im hohen Alter nochmal selbst zu beweisen, vor allem aber seinen vielen Kritikern, die seinen Wechsel im vergangenen Sommer von Beşiktaş nach Lille als abschließendes Auslandsabenteuer seiner Karriere belächelten. Neben dem Meistertitel erbrachte der "Kral" vor allem eines: Den Beweis, dass das Alter nur eine Zahl ist. Und: Das Stürmer, die in der vermeintlich schwachen Süper Lig über Jahre hinweg überzeugt haben, auch in einer der fünf besten Ligen Europas auf Anhieb funktionieren können.
Yusuf Yazıcı
Eine ähnliche Detonation wie Kollege Burak versuchte Yusuf Yazıcı bei seiner Ankunft in Lille im Sommer 2019 nicht, auch, weil der offensive Mittelfeldspieler immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Den mentalen Vorwurf, den 17,5-Millionen-Euro-Rucksack bei seinem Wechsel von Trabzonspor nicht stemmen zu können und unter dem Erwartungsdruck einzuknicken, ließ er in dieser Saison dann verstummen. Wenn auch nicht immer als Stammkraft eingeplant, war Yusuf ein elementarer Bestandteil von Lilles Erfolgsmannschaft und ragte vor allem in der Europa League mit acht Treffern in sieben Spielen über sich hinaus. Verglichen mit den eher weniger geglückten Wechseln von Cengiz Ünder und Cenk Tosun hat Yusuf Yazıcı bewiesen, dass ein millionenschwerer türkischer Export sein Geld auch wert sein kann.
Zeki Çelik
Vergleichsweise fast schon unter dem Radar agiert derweil weiter Zeki Çelik – dabei ist sein Weg der beeindruckendste und für die türkischen Klubs der vielleicht wichtigste. Zusammen mit Yusuf Yazıcı kam Zeki Çelik im Sommer 2019 nach Lille, nur eben nicht als verheißungsvolles, europaweit bekanntes Talent wie Yusuf, sondern als absoluter Nobody von Zweitligist Istanbulspor. In der Türkei fragte man sich schon, warum LOSC für ihn 2,5 Millionen Euro hinlegt, geschweige denn überhaupt auf ihn aufmerksam geworden ist. Zwei Jahre später ist Zeki Stammspieler beim französischen Meister, Champions-League-Teilnehmer, hat seinen Marktwert fast verzehnfacht und zeigt vor allem den großen Traditionsclubs der Süper Lig, die ihn nie wirklich auf dem Schirm hatten: Es müssen nicht immer die vermeintlich großen, teuren Namen sein; auch in der türkischen 1. Lig gibt Spieler mit großem Potenzial.
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