Am Sonntag treffen mit der Türkei und der Schweiz die beiden enttäuschten und enttäuschenden Teams der Gruppe A aufeinander. Die Chancen auf ein Weiterkommen sind vor allem für die Türken eigentlich nur noch theoretischer Natur, doch auch bei den Eidgenossen helfen nur ein hoher Sieg und viel Glück. Die Abrechnung hat hier ebenfalls längst begonnen.

Gerade wenn ein Nationalteam verliert werden die Gründe gerne fernab der eigentlichen sportlichen Komponenten gesucht. Stichwort: "Nationalhymne“. Auch in der Schweiz gibt es aktuell eine solche Stellvertreterdebatte, hatten es einige Spieler doch gewagt, vor dem Spiel gegen Italien einen Friseur ins Hotel zu holen. Unabhängig von der Frage, ob ein solches Verhalten nun tatsächlich nötig und gerade in Corona-Zeiten besonders sinnvoll war, dürfte der Einfluss auf die sportliche Leistung mehr als gering sein. Trotzdem diskutieren viele Schweizer aktuell eher über die blondierten Haare von Granit Xhaka, Manuel Akanji und Nico Elvedi, als über die krachende und hochverdiente Niederlage gegen Italien. Nicht nur das chancenlose 0:3 weist Parallelen zur Türkei auf – auch die Erwartungen und Hoffnungen vor der EM waren vergleichbar groß. Nicht wenige Experten sprachen von einer "Goldenen Generation" der Schweiz. Nach dem 1:1 gegen Wales und der Niederlage in Italien ist davon allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Nun hilft nur noch ein hoher Sieg gegen die Türken und dann Hoffen und Bangen.

Starke Spieler, schwache Performance

Personell ist der Kader der Schweiz allerdings tatsächlich hochkarätig besetzt. Neben den angesprochenen Frisch-Frisierten verfügt der 13. der FIFA-Weltrangliste mit Torhüter Yann Sommer, Breel Embolo, Denis Zakaria (alle Gladbach), dem Wolfsburger Kevin Mbabu, Xherdan Shaqiri (Liverpool) und Remo Freuler (Atalanta Bergamo) über zahlreiche Akteure, die eigentlich für ein klares Weiterkommen gut sein müssten. Gegen die defensiven Waliser und die überlegenen Italiener ging allerdings gerade in der Offensive nur wenig, sodass man nun mit dem Rücken zur Wand steht. Das Ziel kann aktuell daher eigentlich nur die Schadensbegrenzung sein. Mit großen taktischen oder personellen Rochaden ist dabei nicht zu rechnen. Im einstudierten 3-4-1-2 bestritt man bereits große Teile der EM- und WM-Qualifikation sowie die Nations League erfolgreich. Es ist daher gut möglich, dass Trainer Vladimir Petković größtenteils den selben Spielern die Chance gibt, sich mit den Fans zu versöhnen und zumindest für einen ordentlichen Abschluss zu sorgen, sollte das Abenteuer EM bereits beendet sein. Die Ziele ähneln also denen der Türkei.

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