Wenn eine Mannschaft eine Gala-Vorstellung abliefert und nach einer Stunde mit 6:0 führt, am Ende des Spiels aber überhaupt keiner mehr von dieser fantastischen Leistung spricht, dann ging etwas gehörig schief. Am gestrigen Samstag musste sich Dietmar Hopp zum wiederholten Male bösen Beleidigungen stellen. Die Protagonisten: Einige "Fans" des FC Bayern. Ein Fußball-Nachmittag, der sich von einer abscheulichen Seite zeigte! Ein Kommentar.

Was fällt einem dazu ein, wenn die eigenen Fans beim Zwischenstand von 6:0 drauf und dran sind, einen Spielabbruch und damit eine Niederlage am grünen Tisch zu erzwingen? Mehr als den Kopf schütteln kann man nicht. Dietmar Hopp, Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim, ist vieles gewohnt und steckt seit Jahren Woche für Woche heftige Beleidigungen ein. In diesen Tagen jedoch steht der SAP-Gründer ganz besonders im Mittelpunkt. Warum, das weiß er womöglich selbst nicht so genau. Am vergangenen Wochenende in Gladbach drohte eine Unterbrechung der Partie, als "Fans" der Fohlen ein Plakat hochhielten, das Hopp im Fadenkreuz zeigte. Auf Bitten und Beten des Sportdirektors Max Eberl konnte die Situation unter Kontrolle gebracht werden. Am gestrigen Samstag dann zeigten einige Anhänger der Münchner, dass sie den Chaoten aus Gladbach in nichts nachstehen. Sie beleidigten Hopp als "Hurensohn" und ließen sich auch von Trainer Hansi Flick und der Mannschaft nicht zur Vernunft bringen, die versuchten, den idiotischen Anhang zu beruhigen. Für einen Moment herrschte Ruhe, doch plötzlich kam erneut ein Plakat mit derben Beleidigungen zum Vorschein.

Kollektivstrafen als Lösung?

Nun stürmten auch Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Kahn auf den Platz, die Stimmung drohte komplett zu kippen. Die Mannschaften befanden sich bereits in der Kabine und einigten sich darauf, sich den Ball in den letzten 13 Minuten nur noch hin und her zu schieben. Nach der Partie solidarisierten sich alle Bayern mit einem sichtlich gezeichneten Dietmar Hopp. Was man zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Die schlimme Aktion war allem Anschein nach mit diversen Ultra-Gruppierungen abgesprochen. In Dortmund waren zwar keine Plakate zu sehen, dafür klangen Schmähgesänge durch den Signal-Iduna-Park. Auch hier drohte man, die Partie abzubrechen. Wenig später, der 1. FC Köln führte mit 2:0 im Abendspiel gegen Schalke, wurden auch im Rheinland Banner mit Beleidigungen ausgerollt, auch hier mussten Trainer und Sportdirektor in die Kurve. Drei Stadien – drei unfassbar dumme Erlebnisse einiger "Fans".

Denen es vor allem um eines geht: Um sich selbst. Vollkommen egal, ob der eigenen Mannschaft drei Punkte abgezogen werden, Hauptsache, sie selbst und ihre Beleidigungen stehen im Mittelpunkt. Sowohl die Bayern als auch die Dortmunder und die Kölner distanzierten sich in aller Form von den Vorfällen und kündigten an, Konsequenzen zu ziehen. Wie aber könnten sie aussehen? In Sinsheim soll der Bayernblock wohl unter Video-Beobachtung gestanden haben. Hier kündigte Rummenigge bereits an, harte Sanktionen auszusprechen. In Dortmund ist kaum herauszufiltern, von wem die Gesänge ausgingen. Welche Strafen haben die Klubs zu erwarten? Was können sie tun, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern? Reue gezeigt haben die Bayern-Fans nach den Schmähungen übrigens nicht. Sie rechtfertigten ihre Aktion als auch die Wortwahl. Wo also muss nachgebessert werden? Am Security-Personal? An den Kamera-Überwachungen? Fakt ist eines: Diejenigen, die für Plakate und Schmähgesänge verantwortlich waren, sollten keinen Fuß mehr in ein Stadion dieser Welt setzen. In den nächsten Wochen wird aufgearbeitet werden, was sich insbesondere in Sinsheim zugetragen hat. Dietmar Hopp kann man indes nur wünschen, einen ruhigen nächsten Spieltag zu erleben.

Foto: Matthias Hangst/Getty Images