Mit dem deutlichen Auswärtserfolg gegen Barcelona setzte der Rekordmeister am Dienstag zum Beginn der diesjährigen CL-Saison gleich ein dickes Ausrufezeichen. Derart chancenlos hat man die Katalanen bisher nur selten gesehen. Doch sind die Bayern nun der Top-Favorit auf den CL-Titel?
Der Rekordmeister kommt unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann immer besser ins Rollen. Nach dem holprigen Start in der Bundesliga gegen Gladbach folgte wettbewerbsübergreifend mit dem CL-Auftaktsieg der bereits sechste Sieg in Folge. Mit einer Tordifferenz von 30:4 (!), darunter auch der 12:0-Kantersieg im Pokal gegen den Bremer SV, zeigten die Münchener neben der gewohnten Offensivpower auch defensiv ein anderes Gesicht als noch in der vergangenen Saison. Die neue defensive Stabilität bekamen auch die Katalanen am Dienstagabend am eigenen Leib zu spüren. Der sonst so starke Angriff von Barcelona fand nicht statt, da vor allem die Viererkette der Bayern zu überzeugen musste. Gegen das neue Traumduo "Sülemecano" war für die Koeman-Elf an jenem Abend kein Durchkommen, auch Barcas Sergi Roberto konnte gegen Alphonso Davies nichts entgegensetzen, weshalb der Abend für Kapitän Manuel Neuer ruhiger denn je vonstattenging. Mit dem Sieg setzten die Bayern weitere Serien fort: Seit der Saison 2003/04 konnten die Münchener jedes ihrer Auftaktpartien für sich entscheiden. Mit dem Triumph in Barcelona ist man nunmehr in den vergangenen 19 (!) Auswärtsspielen ungeschlagen, was den CL-Sieger von 2020 zum wohl gefährlichsten Gegner auf fremden Platz macht.
Kann der FC Bayern im Konzert der Großen mithalten?
Die Frage, die sich nach dem Auftaktsieg die allermeisten stellen: Kann der Rekordmeister mit den Top-Teams in Europa in diesem Jahr mithalten? Eine Antwort darauf so früh in der Saison zu finden, erweist sich als schwierig und gewagt. Auch wenn man im ersten Spiel den großen FC Barcelona klar schlagen konnte, sollte das Ergebnis nicht allzu hoch gehängt werden. Die Katalanen stehen nach den Abgängen von Messi und Griezmann, neben gravierenden finanziellen Problemen, auch vor einem personellen Umbruch. Zum aktuellen Zeitpunkt ist man daher in der Königsklasse nicht konkurrenzfähig, geschweige denn ein Mitkonkurrent um den Titel. Trotz der großen Strahlkraft des Vereins belegte das Spiel gegen die Bayern eindrucksvoll, dass man aktuell nicht auf Augenhöhe agiert und für Bayern-Verhältnisse aktuell kein Gradmesser zu sein scheint. Vielmehr kristallisieren sich auch in dieser Saison einmal mehr die Top-Klubs der Premier League als die größten Konkurrenten. Neben dem Vorjahresfinalisten Man City sowie dem amtierenden CL-Sieger Chelsea muss man auch das neu formierte Star-Ensemble aus Paris auf dem Zettel haben. Die Top-Mannschaften taten sich jedoch allesamt in ihren Auftaktspielen schwer, der Paris SG blamierte sich sogar mit einem Unentschieden gegen Brügge. Für den weiteren Saisonverlauf haben die Auftaktspiele allerdings kaum Aussagekraft, weshalb zum aktuellen Zeitpunkt Prognosen in die Zukunft gewagt sind. Der FC Bayern braucht sich, sofern man die aktuelle Form über eine komplette Saison auf den Platz bringen kann, vor keinem Gegner zu verstecken. Hierbei macht die neu formierte Defensive große Hoffnungen, die neben der ohnehin furiosen Offensive aktuell für neue Maßstäbe sorgt. Sollten die Bayern in diesem Jahr vom Verletzungspech der Vorsaison verschont bleiben, zählt man definitiv zum Kreis der Top-Favoriten. Mit einem Kader, der im Vergleich zur Vorsaison auf dem Papier allerdings dünner besetzt ist, darf hingegen nicht allzu viel passieren. Im weiteren Saisonverlauf könnte den Münchenern genau das noch zum Verhängnis werden, was dann wiederum den zusammengestellten Kader der Bayern-Bosse auf den Prüfstand stellen wird.
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