Mit dem CL-Sieg reiht sich Tuchel in den elitären Kreis der deutschen Trainer ein, die die Königsklasse gewinnen. Die vergangenen drei CL-Saisons wurden allesamt von deutschen Trainern gewonnen, weshalb man schon von einer deutschen Dominanz auf dem Trainer-Posten sprechen kann.  

Es war wohl das spektakulärste CL-Finale der letzten Jahre. Mit Tuchel und Guardiola trafen zwei der aktuell wohl besten Trainer der Welt im Finale aufeinander. Die beiden Taktikfüchse hielten ihr Versprechen und zeigten von Anfang an, wie taktisch geprägt das Spiel werden würde. Während Guardiola sein System der Vorwochen veränderte, vertraute Tuchel seinem bewährten System und nahm nur geringfügige Veränderungen vor, was letztlich mit dem CL-Sieg belohnt wurde. Guardiola scheiterte einmal mehr an seiner Experimentierfreude, die er ausgerechnet in den wichtigsten Spielen der Saison zur Verwunderung aller immer wieder unter Beweis stellt. Auch von der Presse wurde der 50-Jährige im wahrsten Wortsinn zerlegt, weshalb er nun binnen weniger Wochen das dritte Spiel gegen Angstgegner Chelsea verliert und aus seinen Fehlern der vergangenen CL-Saisons wohl immer noch nicht seine Lehren gezogen hat.   

Vertrauen auf die eigene Stärke  

Das erfolgreiche Abschneiden deutscher Trainer auf der höchsten internationalen Bühne ist auf mehrere Aspekte zurückzuführen. Das wohl wichtigste Argument ist die Tatsache, dass deutsche Trainer sehr stark auf die eigene Stärke vertrauen. Ob Klopp, Flick oder Tuchel – alle drei Trainer haben eine unterschiedliche Herangehensweise und Spielphilosophie, vertrauen jedoch darauf, ohne die Grundausrichtung grundlegend auf den Kopf zu stellen. Schließlich führte genau das über weite Strecken der Saison angewandte System zur Finalteilnahme, weshalb es folglich keinen Grund für Systemveränderungen im wichtigsten Spiel der Saison gibt.

Mentalität, Kollektiv und akribische Arbeitseinstellung als Erfolgsfaktoren

Ein weiterer Trumpf deutscher Trainer ist der Aspekt der Mentalität. Sie schaffen es immer wieder, die Mannschaft emotional zu erreichen und bauen so eine sehr innige Beziehung und ein Vertrauen zu ihren Schützlingen auf. Letztere zahlen das Vertrauen des Trainers zurück und sind sich auf dem Platz für nichts zu schade. Dabei stehen Grundtugenden wie Leidenschaft, Kampfeswille und Einsatzbereitschaft bei deutschen Trainern nicht zur Debatte, da sie schließlich vorausgesetzt werden und von jedem Spieler zu 100 Prozent umgesetzt werden müssen, unabhängig davon, ob der Spieler einen Superstar-Status hat oder nicht. Gerade der letzte Aspekt verdeutlicht eine weitere Stärke deutscher Trainer: Sie setzen stets auf das Kollektiv und beweisen speziell beim Umgang mit Superstars in den meisten Fällen ein glückliches Händchen, weshalb das Spiel in der Regel nicht auf einzelne Spieler ausgerichtet ist, sondern das Kollektiv im Vordergrund steht. Im Umkehrschluss können die Trainer so Unzufriedenheit im Team weitestgehend minimieren, da alle Kräfte auf das übergeordnete und alles entscheidende Mannschafts-Ziel – in diesem Fall die Champions League – mobilisiert werden und jeder Einzelne sich dem Ziel unterordnet. Hinzu kommt der persönliche Faktor der Trainer, die allesamt durch eine Detailversessenheit und akribische Arbeitseinstellung glänzen, die neben den Spielern auch den gesamten Verein sowie die Fans emotional mitnehmen.

Wie die letzten Jahre durch die CL-Finalteilnahmen und CL-Siege deutscher Trainer eindrucksvoll beweisen, führen die aufgezeigten Aspekte zum Erfolg und heben deutsche Trainer von der Konkurrenz ab. Nicht unwahrscheinlich ist daher, dass deutsche Trainer auch in den nächsten Jahren hoch im Kurs stehen und in der Königsklasse weiter mitmischen werden.

Foto: imago / Dave Shopland