Noch bleibt Julian Brandt beim BVB hinter den hohen Erwartungen zurück. Das ist allerdings nur zu einem Teil die Schuld des Spielers.

Als Julian Brandt im vergangenen Sommer durch eine Ausstiegsklausel für die vergleichsweise geringe Summe von 25 Millionen Euro zum BVB wechselte, konnte man den Dortmundern eigentlich nur zu einem echten Coup gratulieren. Der geborene Bremer bringt alles mit, um ein ganz Großer zu werden. Aktuell hat der 23-Jährige allerdings noch mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Auch in der Nationalelf hat Brandt ähnliche Probleme. Der Einsatz ist ihm nämlich nicht abzusprechen und über seine technischen Fähigkeiten muss man sowieso nicht diskutieren. Die Krux ist allerdings, dass Brandt zu selten die Möglichkeit bekommt, sein Können zu zeigen. Seine ideale Position gibt es nämlich weder beim BVB noch bei der Nationalelf in dieser Form. Angefangen hat der äußerst vielseitige Techniker relativ typisch als junger, flinker Außenbahnspieler. Diese Position beherrscht Brandt natürlich auch, am besten kommen seine Fähigkeiten allerdings zentraler zur Geltung. Bei Leverkusen zog ihn Peter Bosz von Außen auf den halblinken Part im offensiven Mittelfeld. Hier pendelte Brandt irgendwo zwischen offensiver Acht, klassischer Zehn und zwischendurch auch wieder als Flügelspieler. Das Ergebnis: zehn Tore und 17 Vorlagen in insgesamt 43 Spielen – und eben ein lukrativer Wechsel zum BVB.

Auf der Suche nach einem Platz in der Startelf

In Dortmund ist diese Position nicht vorgesehen. Lucien Favre verzichtet komplett auf klassische Achter und auf der Zehn ist Kapitän Marco Reus gesetzt. Brandt pendelt daher zwischen Bank, linker Außenbahn und sogar Sturmzentrum hin und her. Genau wie in der Deutschen Nationalmannschaft, die in der Regel ohne Achter und Zehner auskommt, muss sich Brandt wieder neu orientieren und sieht sich einer beachtlichen Konkurrenz ausgesetzt. Daher kommt er im Moment auch nicht nur auf wenig Spielzeit, sondern konnte für den BVB auch nur einen Treffer und zwei Vorlagen beisteuern. Für Deutschland traf er 2019 noch gar nicht. Aktuell gibt es keinen Stammplatz für Brandt, aber es ist davon auszugehen, dass er einen Weg finden wird, den Knoten zum Platzen zu bringen. Im Zweifelsfall erfindet er sich wieder neu oder besinnt sich auf seine Anfänge als Außenstürmer. Wie und wo Julian Brandt am Ende auch spielen wird, auf seine Fähigkeiten wird weder der BVB noch die Nationalmannschaft auf Dauer verzichten (können).

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