Beim Heimsieg gegen den bis dato ungeschlagenen SC Freiburg sorgte die Bayern-Startelf für Diskussionen. Die rosige Personalsituation beim Rekordmeister führte an diesem Spieltag erstmals zu Personalentscheidungen, die mit der Leistung nichts zu tun hatten – ein Luxusproblem, das Nagelsmann wohl künftig öfters begleiten wird.

Die Bayern sind wieder zurück in der Spur – das ist das Fazit, das man nach dem 11. Spieltag der Bundesliga ziehen muss. Knapp zwei Wochen nach dem Pokal-Desaster in Gladbach meldete sich der Rekordmeister furios zurück und glänzte allen voran in den Partien gegen Union Berlin sowie Benfica Lissabon (jeweils 5:2-Sieg). Der dritte Sieg gegen Freiburg darf als Arbeitssieg verbucht werden, zumal das Spitzenspiel gegen die beste Defensive der Liga schon im Vorhinein ein enges Spiel versprach. Nachdem die Konkurrenz einmal mehr Federn ließ, bauen die Münchner ihren Vorsprung an der Tabellenspitze auf nunmehr vier Punkte aus. Sportlich bestätigen die Bayern nun, dass es sich beim frühen Pokal-Aus um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt hat, der zwar in die Geschichtsbücher einging und noch eine Zeit präsent bleiben wird, nach der starken Reaktion sportlich zumindest keine größere Rolle mehr spielen sollte. Einzig ein Thema, das am Samstag erstmals in den Vordergrund trat, wird Nagelsmann wohl künftig immer wieder Kopfschmerzen bereiten. Vor der Saison gab es Stimmen, die den Bayern-Kader als zu dünn betitelten. Am Samstag hingegen trat genau das Gegenteil ein, da aufgrund des Überangebots in der Offensive der zuletzt stark aufspielende Serge Gnabry auf der Bank Platz nehmen musste. Das Kuriose hierbei: Einen wirklichen Grund für die Nichtberücksichtigung in der Startelf gab es hierbei nicht, wie Nagelsmann selbst vor der Partie bestätigte. Gnabry ist vielmehr das erste Opfer des Luxusproblems in der Offensive.

Keine Unterschiede in der Leistung

Für einen Trainer erweist sich in der Regel das Leistungsprinzip als das primäre Entscheidungskriterium für die Auswahl seiner Startelf, es sei denn es finden Rotationen im Zuge der Belastungssteuerung statt. Folglich sollten im Normalfall die besten Spieler mit der stärksten Form auf dem Platz stehen – doch ausgerechnet dieser Aspekt erweist sich im aktuellen Bayern-Kader als schwierig. Wie Nagelsmann selbst argumentierte, sei die Leistung seiner Akteure "gerade sehr gleich", was die Personalauswahl deutlich erschwere. Nach der Rückkehr von Coman (Herz-OP) bewerben sich aktuell mit Gnabry, Sané, Müller und Musiala fünf Spieler für drei Positionen im offensiven Mittelfeld. An jenem Spieltag waren es Gnabry und Musiala, die auf der Bank Platz nehmen mussten. Sollten alle Spieler weitestgehend verletzungsfrei bleiben, wird Nagelsmann wohl Woche für Woche Entscheidungen wie diese treffen müssen, die keinesfalls mit den Leistungen zusammenhängen. Bleibt abzuwarten, wer nach der Länderspielpause gegen Augsburg in den sauren Apfel beißen muss. Dann werden einmal mehr die zwischenmenschlichen Fähigkeiten des Moderators Nagelsmann gefragt sein, der paradoxerweise auf die Frage der Nichtberücksichtigung seiner Schützlinge eigentlich gar keine plausiblen Antworten parat hat.

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