Mit Rekord-Trainer-Neuzugang Nagelsmann startet eine neue Ära beim Rekordmeister. Im Hinblick auf die Kaderplanung wartet man bisher allerdings vergebens auf die große Transferoffensive. Vielmehr sorgt der für Münchner Verhältnisse ungewohnte Sparkurs sowie das daraus resultierende zögerliche Verhalten auf dem Transfermarkt für Fragezeichen.
Auch für kommende Saison heißt es für die Bayern-Verantwortlichen, einmal mehr einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Will man weiterhin auf drei Hochzeiten tanzen und in der Königsklasse vorne mitspielen, so müssen weitere Verstärkungen her. Abgänge wie David Alaba, Jérôme Boateng sowie Javi Martínez hinterlassen eine große Lücke, was die Suche nach Ersatz keinesfalls erleichtert. Mit der Verpflichtung von 42,5-Millionen-Mann Dayot Upamecano konnte man bereits einen Alaba-Ersatz verpflichten. Mit Omar Richards verpflichtete man zudem einen ablösefreien Linksverteidiger, der zwar vom englischen Zweitligisten FC Reading kommt, aber aufgrund seines jungen Alters sowie Spielstils langfristig eine gute Rolle spielen kann. Wenn man die Rückkehr von Ulreich nach dem Abgang von Nübel zu AS Monaco hinzuzählt, so kommt man bisher auf schmeichelhafte drei Transfers, die wohl noch lange nicht den Ansprüchen des neuen Trainers genügen dürften. Große Transfers soll es ohnehin nicht geben beim Rekordmeister. Angesichts der bereits vorhandenen Qualität im Kader seien nur punktuelle Verstärkungen in der Breite notwendig, weshalb man dem Vernehmen nach auf der Suche nach einem Rechtsverteidiger, einem Flügelspieler sowie einem zentralen Mittelfeldspieler sein soll.
Zögerliches Verhalten auf dem Transfermarkt
In zwei Personalien zeigte sich bereits, dass der aufgrund der Corona-Pandemie notwendige Sparkurs auch unmittelbare Auswirkungen auf die Transferaktivitäten hat. Schon vor der EM kursierten Gerüchte, die die beiden Niederländer Denzel Dumfries sowie Georginio Wijnaldum mit dem Rekordmeister in Verbindung brachten. In beiden Fällen blieben die Verantwortlichen allerdings zögerlich, und nach den starken Auftritten bei der EM hat man nun wohl den Zug verpasst, da Interessenten aus Spanien und England die Nase vorne haben dürften. Bei Wijnaldum herrscht indes schon Klarheit, denn der Niederländer wechselt ablösefrei zu Paris SG. Mit mehr Entschlossenheit und Mut hätte in diesen beiden Fällen schon vor der EM eine Einigung erzielt werden können. Auch die Pläne in Bezug auf Nachwuchsspieler stoßen auf Verwirrung. Hier heißt es immer wieder, dass man zukünftig mehr Perspektiven für den Profikader schaffen möchte, eine keine klare Linie ist auch hier bisher nicht zu erkennen. So wurde der vom FC Dallas ausgeliehene US-Innenverteidiger Justin Che nach Ende seiner Leihe nicht fest verpflichtet, obwohl laut US-Medien für den 17-Jährigen ein überschaubarer Betrag von rund drei Mio. US-Dollar fällig gewesen wäre. Als einer der wenigen überzeugte er als Leistungsträger der zweiten Mannschaft, weshalb eine günstige Alternative zur Verstärkung des Profikaders einmal mehr nicht genutzt wurde. Offensichtlich scheint der Sparkurs an oberster Stelle zu stehen, was für einen Rekordmeister mit höchsten Ansprüchen eher unüblich ist. Für große Transfers scheint an der Säbener Straße das Geld nicht mehr locker zu sitzen, bei niedrigen Ablösesummen erscheint das zögerliche Verhalten hingegen merkwürdig. Sollten die Münchner weiterhin zögerlich agieren, so riskiert man, allmählich von der europäischen Konkurrenz abgehängt zu werden. In einigen Personalien scheint man sich verpokert zu haben, weshalb man nun gespannt sein darf, welche Spieler in den kommenden Wochen noch an Land gezogen werden können.
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