Selbst im hochkarätig besetzten Kader des FC Bayern gibt es in dieser Saison eine Position, die qualitativ abfällt. Die Lösung – auch für die Zukunft – läge zwar nah, würde allerdings gleichzeitig eine Kettenreaktion bewirken.

In der letzten Saison war Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger gesetzt und half tatkräftig dabei mit, das Tripple zu holen. Zwar hatte der heute 24-Jährige bei seiner vorherigen Station in Stuttgart auf seiner erklärten Lieblingsposition als Innenverteidiger gewirkt, kannte die Anforderungen auf dem rechten Flügel allerdings bestens aus der Nationalmannschaft. Mit Pavard war die Planstelle hinten rechts ideal besetzt und so konnte Joshua Kimmich ins Zentrum rücken. In dieser Saison gerät dieser doppelte Rollentausch allerdings ins Wanken. Pavard wirkt überspielt und zahlt der anstrengenden letzten Spielzeit offenbar immer noch Tribut. Da sich auch der Rest der Defensive häufig wackelig zeigt, liegt es aktuell (zu) häufig an Manuel Neuer, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Pavards letztjähriger Ersatzmann Álvaro Odriozola wurde nicht fest verpflichtet, weil er dem Franzosen nicht annähernd ebenbürtig war. Gleiches gilt jetzt auch für den neuen Backup Bouna Sarr, der ebenfalls noch nicht seine Tauglichkeit auf allerhöchstem Niveau nachweisen konnte. Der Unterschied: Da aktuell auch Pavard nicht an seine Bestleistungen heranreicht, haben die Bayern hinten rechts ein Problem.

Zwischen Notlösungen und Kompromissen

Das führte bereits soweit, dass mit Niklas Süle zeitweise ein Innenverteidiger nach außen rücken musste. Das mag als Notlösung funktionieren, dauerhaft ist es allerdings nicht denkbar. Da nun Nachwuchshoffnung Chris Richards an Hoffenheim verliehen wurde, sind Hansi Flicks Optionen limitiert. Pavard, Sarr und Süle heißen die offensichtlichen Kandidaten. Eine weitere Möglichkeit wird von allen Beteiligten abgelehnt, obwohl sie zumindest auf dem Papier naheliegend wäre: Mit Kimmich steht schließlich der beste deutsche Rechtsverteidiger ebenfalls im Kader. Da Bayerns Zentrale aktuell coronabedingt sowieso unterbesetzt ist, macht ein Wechsel zurück auf den Flügel für den Nationalspieler sowieso keinen Sinn. Auch bei voller Kapelle ist dieser erneute Rollentausch allerdings nach wie vor unwahrscheinlich. Kimmich sieht sich selbst auch in Zukunft auf der Sechs und erhält dafür Rückendeckung seiner beiden Trainer Flick und Löw. Würde er zurückrotieren, müsste man wieder im Zentrum nachlegen und hätte dadurch kaum etwas gewonnen. Für die Bayern stellt sich also die Frage, wie sie nicht nur in der aktuellen Lage, sondern auch in Zukunft rechts hinten planen.

Alternativen teuer oder unerfahren

Rechtsverteidiger, die tatsächlich auf Top- oder gar Weltklasseniveau spielen, gibt es schließlich nur wenige – und die, die es gibt, sind schwer bis gar nicht zu bekommen. Trent Alexander-Arnold (Liverpool) oder Daniel Carvajal (Real Madrid) sind wohl noch vor Pavard anzusiedeln und keine Option. Auch Spieler auf Pavards Niveau sind kaum erschwinglich, weshalb sich der Blick bereits in der jüngeren Vergangenheit auf Spieler richtete, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen, hinter Pavard lernen und ihn gleichzeitig fordern könnten. Sergiño Dest wäre ein solcher Spieler gewesen, zog allerdings den Wechsel zum FC Barcelona vor. Auch an Max Aarons (Norwich) und Tariq Lamptey (Brighton) gab es angeblich Interesse. Eine typische Bayern-Verpflichtung wäre außerdem Pavards (beinahe gleichaltriger) Landsmann Nordi Mukiele von Ligakonkurrent Leipzig. Klar ist, dass sich die Münchener auf der Position hinten rechts Gedanken machen (müssen), dass Kimmich dort nicht eingeplant wird und dass Pavard dort möglichst wieder an seine Topleistungen herangeführt werden soll. Während in dieser Saison zwangsläufig alles beim Alten bleibt, dürfte daher in der nächsten Saison aus dem oberen Regal nachgelegt werden.

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