Die Chancen sind nur minimal und doch nicht gänzlich unmöglich. Eines nimmt sämtliche Rechenspiele für ein mögliches Weiterkommen der Türkei bei der Europameisterschaft aber vorweg: Gegen die Schweiz am Sonntagabend muss die Mannschaft von Şenol Güneş zwangsläufig gewinnen. 

In den Sozialen Medien kursiert dieser Tage einmal mehr ein bekanntes Meme einer fanatischen Türkin, die in voller Euphorie in eines der zahlreichen Journalistenmikrofone brüllt: "Wir machen das unmögliche immer möglich." Diese vor allem im Netz sehr bekannte Jubelszene stammt vom EM-Turnier 2008, als sich die türkische Mannschaft durch mehrmals halsbrecherische Auftritte mit Siegen in der Nachspielzeit den Spitznamen der "Last-Minute-Türken" einhandelte. Es ist bis heute das letzte Turnier, bei dem die "Milli Takım" sportlich überzeugen konnte.

Die vier besten Gruppendritten kommen weiter

Bei der diesjährigen EM 2020 deutet alles – wie schon bei der EM 2016 – auf ein frühes Scheitern in der Gruppenphase hin. Mit zwei deutlichen Niederlagen zu Beginn des Turniers würde der Türkei im finalen Gruppenspiel gegen Schweiz im Zweifel nicht mal ein eigener Sieg etwas bringen. Zu aussichtslos scheint die Ausgangslage und das trotz des sehr einfachen Turniermodus, der sogar die meisten Gruppendritten in die K.o-Phase vorstoßen lässt. Auf einen dieser Lucky-Loser-Plätze schielen nun auch die Halbmond-Sterne – wobei, eigentlich ist es nur ein Hoffen. Die Türkei, derzeit zumindest was ihre Platzierung und das Torverhältnis betrifft, schlechteste Mannschaft, muss für ein mögliches Achtelfinal-Ticket am Sonntag Abend die Schweiz schlagen – und dann in den Tagen darauf dafür beten, dass die richtigen Mannschaften gewinnen.

Kroatien vs. Schottland im Fokus – schwere Gegner für Finnland und Slowakei

Eine für die Türkei mitentscheidende Partie wird beispielsweise das finale Vorrunden-Spiel der Gruppe D zwischen Kroatien und Schottland. Beide Mannschaften haben derzeit einen Punkt und würde sich im Falle eines Unentschiedens im direkten Duell, die Punkte praktisch selbst klauen und die Türkei damit im Siegesfall gegen die Schweiz schonmal vorbeiziehen lassen im internen Ranking der Gruppendritten. Dann müsste die "Milli Takım" nur noch einen Gruppendritten überholen. Potenziell möglich erscheint das noch am ehesten bei Finnland und der Slowakei die am dritten Gruppenspieltag noch gegen die jeweiligen Tabellenführer der Gruppe Belgien und Spanien antreten müssen. Dort sind die Chancen für Türkei auf eine ausreichend hohe Gegentrefferanzahl wohl noch am größten. Um das Unmögliche doch noch möglich zu machen, muss am Sonntagabend aber erstmal die Schweiz geschlagen werden. Alles andere ist erstmal Makulatur.

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