Mit einer knappen Niederlage gegen Weltmeister Frankreich startete die DFB-Elf in die Euro 2020. Auch wenn das erste Spiel eines Turniers nicht die größte Aussagekraft haben dürfte, so konnten einige Schlüsse gezogen werden, die neben Lichtblicken auch Fragezeichen hinterlassen.  

Mit großer Vorfreude gingen die deutschen Nationalspieler in das EM-Auftaktspiel gegen Weltmeister Frankreich. Auf dem Papier kam man, angesichts der Enttäuschungen in den Vormonaten, nicht über die Rolle des Außenseiters hinaus. Doch zur Überraschung vieler Kritiker trat die DFB-Elf mutig auf und versuchte das Spiel an sich zu reißen. Nach der desaströsen WM 2018 in Russland war ohnehin noch eine Wiedergutmachung offen, um die eigenen Fans zu begeistern und wieder auf ihrer Seite zu bringen. Von Beginn an zeigte die Nationalelf die bekannten Tugenden wie Mentalität, Leidenschaft sowie Kampfeswillen, die fast schon Erinnerungen an die WM 2014 weckten. Neben der richtigen Einstellung konnte man sich gegen defensiv agierende Weltmeister auch spielerisch ein leichtes Übergewicht erspielen. Das Manko an diesem Abend: Aus dem Ballbesitz konnte man über weite Strecken der Partie nur wenig Zwingendes kreieren, weshalb man am Ende gegen die starke Abwehrreihe der Franzosen verdient den Kürzeren zog.

Unglücksrabe Hummels, Fragezeichen bei Kimmich

Mit dem unglücklichen Eigentor von Hummels rannte man früh einem Rückstand hinterher. Die frühe Führung spielte den Franzosen in die Karten, die sich im Anschluss daran darauf fokussierten, hinten gut zu stehen und über ein blitzschnelles Umschaltspiel gefährlich vors Tor der Deutschen zu kommen. Gleich zweimal bestrafte man das nachlässige Abwehrverhalten der DFB-Elf, jedoch wurden beide Gegentore aufgrund von Abseitspositionen aberkannt, weshalb eine höhere Niederlage verhindert werden konnte. In der Personalbesetzung hinterlässt die Personalie Kimmich Fragezeichen. Auf der Position des Rechtsverteidigers konnte er merklich weniger Akzente setzen, weshalb berechtigte Kritik aufkommt, ob Kimmich auf seiner angestammten Position im Mittelfeld besser aufgehoben wäre – eine Frage, die Bundestrainer Löw im Hinblick auf den weiteren Turnierverlauf beantworten muss.

Totalausfall im Angriff

Die wohl größten Defizite im Auftaktspiel waren in der Offensive zu beobachten. Sowohl Rückkehrer Müller als auch Gnabry und Havertz konnten dem Spiel nicht ihren Stempel aufdrücken. Alle drei schafften es kaum, Bälle im letzten Angriffsdrittel zu behaupten. Hinzu kam die mangelnde Kreativität, weshalb man im Aufbauspiel kaum Räume finden konnte und folglich nur selten gefährlich vor das Tor der Franzosen kam. Auch die später eingewechselten Sané, Werner sowie Volland konnten keine Abhilfe schaffen, weshalb man sich in der Offensive berechtigte Sorgen machen muss.

Für das kommende Gruppenspiel gegen Europameister Portugal gilt es nun, die positiven Aspekte, wie die gezeigte Mentalität und den Kampf, mitzunehmen. Die Mannschaft steht nach der Auftaktniederlage bereits jetzt unter Druck und muss speziell in der Offensive ein anderes Gesicht zeigen, um gegen den nächsten harten Brocken Portugal bestehen zu können.

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