Noch immer erhitzt die Süper Lig-Saison 2010/11 die Gemüter. Jene Spielzeit, die nachweislich unter einer umfassenden Manipulation stand, sorgt nun (mal wieder) für Streit im türkischen Fußball. Im Zentrum steht dabei der Disput zwischen den Fenerbahçe-Verantwortlichen Ali Koç und Semih Özsoy und TFF-Boss Nihat Özdemir.
Eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel nach der Corona-Pause herrscht bei Fenerbahçe mehr Chaos als Vorfreude. Anlass für den neuerlichen Aufruhr war eine Aufruf von Fenerbahçes Vize-Präsident Semih Özsoy, der am vergangenen Donnerstag nachträglich an die Saison 2010/11 erinnerte. Laut Özsoy seien die damals vorgefallenen Geschehnisse nicht restlos aufgearbeitet worden, was auch den "Kanarienvögel" noch immer erheblichen Schaden zufügen würde. Beim türkischen Fußballverband TFF, dem Nihat Özdemir vorsitzt, kam die Schelte aus Kadıköy gar nicht gut an. Der TFF-Boss sah wenig Anlass, weiterführende Untersuchungen bezüglich Spielmanipulationen durchführen zu lassen und konterte den Aufruf viel mehr. "Wenn uns Beschwerden erreichen, kommen sie fast immer von Fenerbahçe. Das finde ich schon komisch und auch nicht gut", so Özdemir. Außerdem betonte Özdemir, dass jene skandalöse Spielzeit mittlerweile neun Jahre her sei und es seitdem zu keinem vergleichbaren Szenario gekommen sei. Was wolle Fenerbahçe nun also?
"Respektlos" – Koç mit scharfer Kritik an Özdemir
Beim 19-fachen türkischen Meister brachte diese Reaktion das Fass zum Überlaufen. Am Freitag Abend meldete sich Fenerbahçe-Präsident Ali Koç zu Wort und kritisierte Nihat Özdemir scharf. Im vereinseigenen "FBTV" unterstellte er dem TFF-Chef eine "miserable Mentalität" und dass er "endlich sein wahres Gesicht zeige". Koç weiter: "Dieser Mann hat 17 Jahre für Fenerbahçe gearbeitet. Heute ist das für ihn alles nichts mehr wert. Das macht mich fassungslos, aber es ist auch keine Überraschung für mich."
Worin der Zoff zwischen Fenerbahçe und dem türkischen Fußballverband endet, bleibt abzuwarten. Türkische Medien berichten, dass bei den "Kanarienvögel" intern gar ein Austritt aus dem Verband und/oder der Klub-Vereinigung diskutiert wird. Eine ähnlich radikale Maßnahme planten die Verantwortlichen bereits im Sommer 2011. Nachdem Fenerbahçe wegen des Verdachts auf Manipulation nachträglich aus dem Europapokal ausgeschlossen und durch Trabzonspor ersetzt wurden, zog der Klub einen freiwilligen Abstieg aus der Süper Lig in Betracht. Umgesetzt wurde das Vorhaben letztlich aber nicht, da kein offizieller Antrag beim TFF einging.