Unumstritten war Sadık Çiftpınar bei Fenerbahçe noch nie. Zu inkonstant waren seine Leistungen, zu viele Fehler führten zu Gegentreffern. Aktuell zeigt er allerdings mal wieder, welchen Wert er für die "Kanarienvögel" hat – und warum die Zweifel an ihm wohl nicht sobald ausgeräumt sein werden.
Man könnte beinahe sagen, dass die aktuelle Saison mal wieder perfekt zu Çiftpınar passt. In der kurzen Vorbereitung ist er im Prinzip der einzige feste Innenverteidiger und verrichtet seine Arbeit an der Seite verschiedener Nebenmänner. Fenerbahçe gibt einige seiner potentiellen Konkurrenten ab und holt mit Lemos und Tisserand zwei neue. In den ersten sechs Spielen sitzt der 28-Jährige dann nur auf der Bank, gegen Antalyaspor steht er nicht im Kader, danach rückt er zurück auf die Bank, wird eingewechselt gegen Denizlispor, steht in der Startelf gegen Malatyaspor und wird zur Pause ausgewechselt. Dann heißt es wieder zweimal Bank und zuletzt zweimal Startelf. Der Verteidiger mit der auffälligen Frisur wird selbst von Fans gerne mal vergessen, macht seine Arbeit und geht ohne Murren dahin, wo der jeweilige Trainer ihn haben möchte – selbst wenn das ein Platz auf der Tribüne oder als Aushilfslinksverteidiger ist. Nach der Partie gegen Kasımpaşa lobte Erol Bulut seinen Spieler ausdrücklich für den Einsatz auf der ungewohnten Außenposition. Der Trainer weiß, was er an Çiftpınar hat.
Voller Einsatz für sein Team
An dessen Einstellung gibt es nämlich nie etwas auszusetzen. Der Mann aus Adana steht immer bereit und unterstützt Teamkollegen und Verein. Auch wenn er auf der Bank sitzt, ist er häufig der Erste, der bei einem Treffer dem Schützen in die Arme springt. Selbst persönliche Rückschläge können das nicht ändern. Mitte der letzten Saison hatte er gerade seine ersten beiden längeren Einsätze in der Liga absolviert, als er sich das Kreuzband riss. Während seiner Ausfallzeit machte er von sich reden, weil er auf einen Teil seines Gehalts verzichtete, damit Fenerbahçe mit Simon Falette seinen Ersatzmann und potentiellen Konkurrenten für den Spielbetrieb anmelden konnte. Nicht zuletzt wegen dieser Aktion steht er bei den Verantwortlichen in Kadıköy noch immer hoch im Kurs.
Zu viele Unachtsamkeiten
Die zwei Gesichter des Spielers zeigten sich allerdings wieder gegen Alanyaspor. Obwohl seine beiden Kontrahenten Aziz und Lemos im Kader standen, durfte Çiftpınar von Beginn an spielen. Er erledigte seine Aufgabe fast über die gesamte Spielzeit ordentlich und konnte mit ein paar gut getimten Grätschen insbesondere im zweiten Durchgang seinem Team helfen. Dann kam die 80. Minute, ein hoher Ball segelte in den Strafraum und der Verteidiger stieß seinem Gegenspieler Babacar ungeschickt in den Rücken. Die Konsequenz: Elfmeter, Anschlusstreffer und erneutes Zittern bis zum Schluss. Es sind solche Aktionen, die die Fans der Gelb-Marineblauen immer wieder an ihrer Nummer 18 zweifeln lassen. Auch im weiteren Verlauf dieser Saison wird Çiftpınar wohl wieder zwischen Ersatzbank und Startelf pendeln. Beschwerden wird man vom ihm vermutlich nicht hören und so bleibt er ein wichtiger Spieler für sein Team, der immer wieder zurückkommt und dann seine Pflicht erfüllt.