Meistens liegt der Fokus der Fans und Medien auf den Stürmern, die ihre Teams zum Sieg schießen oder vielleicht noch auf dem Torwart, der eben dies verhindert. Geht es um Fenerbahçes Spieler der Saison sollte allerdings ein Abwehrspieler die inoffizielle Auszeichnung erhalten.

Vítor Pereiras zweiter Aufenthalt in Kadıköy war kurz und insgesamt nicht von Erfolg geprägt. Mindestens eine Leistung werden ihm aber selbst die härtesten Kritiker hoch anrechnen. Es war nämlich der portugiesische Trainer, der seine Vorgesetzten auf einen südkoreanischen Innenverteidiger, der ihm in China positiv aufgefallen war, aufmerksam machte. Min-jae Kim stand bei BJ Guoan unter Vertrag und wurde im August letzten Jahres für 3 Millionen Euro verpflichtet. Eine Investition, die sich schon jetzt bezahlt gemacht hat. Egal, wer neben dem 1,90 Meter großen Hünen in der Verteidigung stand und egal, welches System Fenerbahçe spielte: Kim war dabei und führte die Abwehr an. In 27 von 29 Spielen stand er auf dem Platz und überzeugte von Anfang an als kompromissloser Abräumer und aufmerksame Wache auf der einen Seite und als kluger Passgeber und offensiver Antreiber auf der anderen.

Sportlicher und finanzieller Wert

Der 40-fache Nationalspieler stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft, gilt bei seinen Mitspielern als beliebt und bügelt häufig selbst hanebüchene Fehler seiner Nebenleute in höchster Not aus. Gegen Konyaspor steuerte er nun seinen ersten Treffer bei und selbst dieses Tor passte zu Kim. Schnörkellos und entschlossen hämmerte er den Ball aus kürzester Distanz ins Netz, jubelte kurz und stand dann hinten bereits wieder bereit, um das Unentschieden nicht nur zu halten, sondern durch eine schnelle Spieleröffnung sogar in eine Führung und den letztendlichen Sieg umzumünzen. Abgesehen von Galatasarays Marcão und mit Abstrichen Attila Szalai (der aktuell für seine Verhältnisse eher unterdurchschnittlich spielt) gibt es wohl keinen Innenverteidiger in der Süper Lig, der so starke Anlagen wie Kim hat. Das ist natürlich auch längst den Klubs in Europa aufgefallen, die den 25-Jährigen bereits im Blick haben. Da Kim allerdings einen langfristigen Vertrag hat, spült er entweder eine beträchtliche Summe in die Kassen oder bleibt auch in Zukunft der Abwehrchef in Kadıköy. Aus sportlicher Sicht wäre die zweite Option wünschenswert.