Fenerbahçe-Trainer Erol Bulut steht vor dem Aus, potenzielle Nachfolger kursieren schon durch die Medien. Das LIGABlatt nennt die zur Debatte stehenden Kandidaten und gibt eine Einschätzung zur aktuellen Situation sowie den möglichen Verpflichtungen. 

Die Ausgangslage

Die Stimmung in Kadıköy ist angespannt. Das bevorstehende Derby gegen Beşiktaş ist für Erol Bulut ein persönliches Endspiel. Gewinnen die "Kanarienvögel" nicht auswärts beim Stadtrivalen, dürfte nicht nur die Meisterschaft in weite Ferne geraten, sondern auch Bulut vom Hof gejagt werden. Intern soll sich das Klub-Präsidium über den erst im vergangenen Sommer eingestellten und als Aufbruch in eine neue Ära angekündigten Trainer uneins sein. Ein Großteil, darunter Präsident Ali Koç, der ohnehin das letzte Wort hat, soll aber eher für einen Wechsel auf der Trainerbank sein, spätestens zur neuen Saison.

Die Nachfolge-Kandidaten

Joachim Löw
Im Sommer hat Löw mit der deutschen Nationalelf bei der EM sein letztes großes Turnier, dann ist nach 17 Jahren beim DFB Schluss. Der in den vergangenen Jahren oft kritisch gesehene Deutschland-Trainer will seine Karriere aber nicht beenden, kann sich auch eine Tätigkeit als Vereinstrainer wieder vorstellen. Auf den ersten Blick wirkt das Interesse Fenerbahçes am Weltmeister-Trainer von 2014 utopisch, gänzlich auszuschließen ist es aber nicht. Die "Kanarienvögel"-DNA hat Löw: Die Saison 98/99 leitete er als Fenerbahçe-Trainer.

Zlatko Dalić
Das Interesse an Zlatko Dalić ist nicht neu. Fast exakt vor einem Jahr klopfte Fenerbahçe schon einmal beim Kroaten an, als ein Nachfolger für den im Februar 2020 gefeuerten Ersun Yanal gesucht wurde. Dalić lehnte damals dankend ab und verwies dabei auf die damals noch anstehende EM, bei der er den Erfolg der WM zwei Jahre (Finale gegen Frankreich) zuvor bestätigen wollte.

Okan Buruk
Vom Meistercoach zum Buh-Mann: Okan Buruk war im vergangenen Sommer umjubelter Held als er Başakşehir zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte führte, ein halbes Jahr später folgte nach dem klaren Aus in der Champions League und dem Absturz in den Tabellenkeller der Rauswurf. Seitdem hat Buruk einige Offerten türkischer Klubs (u.a. Rizespor) ausgeschlagen – weil er auf ein Angebot eines größeren Klubs wartet? Während ein Teil des Präsidiums eine "Große Lösung" bevorzugt, gilt Fenerbahçe-Sportdirektor Emre Belözoğlu als großer Befürworter des ehemaligen Başakşehir-Trainers.

Die Aussicht

Auch wenn ein Ergebnis eines einzigen Spiels von der Tragweite einer derartig zukunftsbestimmenden Entscheidung nicht ausschlaggebend sein dürfte, so scheint klar: Vieles oder sogar alles hängt vom Derby am Sonntag gegen Beşiktaş ab. Verliert Fenerbahçe, dürfte die Tage von Erol Bulut gezählt sein. Ob sich ein Trainer (selbst Okan Buruk) dann auf eine sofortige Einstellung mitten in der Endphase der Saison einlassen wird, darf bezweifelt werden. Realistischer erscheint eine zeitweise Interimslösung, zum Beispiel mit Tahir Karapınar wie in der vergangenen Saison, um dann im Sommer ein neues Kapitel aufzuschlagen.

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