Auch der letztendlich hohe Auswärtssieg bei Kasımpaşa kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei Fenerbahçe noch nicht alles perfekt läuft. Gleichzeitig war allerdings offensichtlich, dass Erol Bulut einen neuen Ansatz gefunden hat, der auch in Zukunft für Erfolge sorgen könnte.
Dabei musste der Trainer aus der Not eine Tugend machen. Aufgrund einiger Ausfälle setzte er auf eine völlig neue Offensivreihe und lag damit goldrichtig. Zwar könnte man sagen, dass die Formation auf dem Papier weiterhin Buluts bevorzugtes 4-2-3-1 war, die Spieler interpretierten diese allerdings deutlich freier. Das galt insbesondere für zwei Akteure, die in der bisherigen Saison eher unter dem Radar liefen. Sinan Gümüş und Mame Thiam liefen zwar auf dem linken Flügel bzw. im Sturmzentrum auf, tauschten allerdings immer wieder ihre Positionen. Vor allem im Falle des Senegalesen führte das gleich doppelt zum Erfolg. Thiam war ein ständiger Unruheherd und deutete gegen seinen Ex-Club endlich sein Potential an. Sein türkischer Nebenmann gefiel dagegen auch durch seine Defensivarbeit und dürfte sich einige Fleißpünktchen bei Bulut verdient haben. Das gilt auch für Pelkas, der nicht nur zeitweise eine zweite Spitze gab, sondern auch hoch presste oder die Bälle wahlweise in der eigenen Hälfte eroberte. Einzig Enner Valencia blieb größtenteils auf seiner Position, spielte dort allerdings immer wieder seine Schnelligkeit aus.
Wenig los in Hälfte zwei
Alles gut also? Zur Wahrheit gehört auch, dass Kasımpaşa es den Gelb-Marineblauen im ersten Durchgang sehr einfach machte und große Probleme mit deren Variabilität hatte. Nach der Pause zogen sie den Gästen schnell den Zahn und sorgten über weite Strecken dafür, dass Fenerbahçe dem Tor fernblieb. Das entscheidende 3:0 fiel kurz vor Schluss nach einem schnörkellosen Konter und zu diesem Zeitpunkt standen mit Samatta und Cissé bereits zwei klassische Mittelstürmer auf dem Feld, die ihre Positionen deutlich konservativer interpretierten. Bereits am Donnerstag trifft Fenerbahçe auf den Tabellenzweiten Alanyaspor und wird dort vermutlich mit heftigerer Gegenwehr rechnen müssen. Gut möglich, dass Bulut dann wieder zu einem vergleichsweise starren System mit einer festen Sturmspitze und zwei flinken Flügelläufern zurückkehrt. Das Spiel gegen Kasımpaşa hat allerdings gezeigt, dass ein lockerer Ansatz insbesondere gegen tiefstehende Gegner für dringend benötigte Spielkontrolle sorgen kann.