Istanbuls Oberbürgermeister Ekrem Imamoğlu erntet lautstarke Kritik, die in der türkischen Medienwelt wie eine Granate einschlug. Und was hat das Ganze mit Ali Koç zu tun? Die Antwort liefert die jüngste Schlacht.

Weil Ekrem Imamoğlu Trabzonspors Meisterschaft frenetisch mitfeierte, unmittelbar danach völlig motiviert am Schwarzen Meer politisch auftrat – als befände er sich mitten in einem Wahlkampf – und obendrauf die "Kanarien" mit einer Krawatte in den Klubfarben Trabzonspors einen Besuch abstattete, war Ali Koç nicht mehr zu bremsen. Der Klubpräsident wahrte vor den Kameras dennoch Contenance, wurde aber in seinen Aussagen sehr deutlich: "Einige Leute aus Trabzon haben interessante Eigenschaften. Die Nationalmannschaft kommt zu uns ins Stadion, ihr Trainer kommt mit einer bordeaux-blauen Krawatte. Der Bürgermeister der Stadt (Anm. d. Red.: Ekrem Imamoğlu) besucht unseren Ratspräsidenten mit einer bordeaux-blauen Krawatte. Er wagt es schamlos, dieses Buch (Anm. d. Red.: Ufuk Çizgisindeki Adam von Özkan Sümer; in einem Abschnitt wird gnadenlos gegen Fenerbahçe geschossen.) mitzubringen. Ich wusste nicht, was in diesem Buch geschrieben ist, und ich bin mir sicher, dass Herr Uğur Dündar es auch nicht wusste. Niemand hat die Macht, Fenerbahçe von außen zu spalten. Die Welt weiß, wie wir eine Terrororganisation (Anm. d. Red: FETÖ; Fethullahistische Terrororganisation) bekämpfen. Hoffentlich kommen nicht die Tage, Ekrem İmamoğlu daran zu erinnern, in welcher Stadt er Bürgermeister ist".

Der Zoff zwischen Imamoğlu und Koç ist für alle Oppositionellen ein Schlag ins Gesicht. Denn in der Türkei steht der Stadtteil Kadıköy für Atatürk und die säkular-laizistische Haltung. Die Wahl Imamoğlus wurde in Kadıköy besonders lautstark zelebriert. Doch Imamoğlus Liebe zu Trabzonspor ist den Istanbulern ein Dorn im Auge. Inzwischen hat Imamoğlu auf Koçs Aussagen via Twitter geantwortet: "Ich habe mir die Aussage von Ali Koç angehört. Danke, dass Sie die Verschwörung – Imamoğlu ist das Projekt der Familie Koç – zerstört haben. Ich überlasse es dem Ermessen der Community. Ich stehe Fenerbahçe  immer bei. Ich hoffe, diese Ausdrucksweise schadet der angesehenen Familie Koç nicht…".