Nach einer fehlerbehafteten Saison 19/20 hat sich Altay Bayındır in dieser Spielzeit zu einem starken Rückhalt entwickelt. Gleichzeitig gibt es aber auch bei dem 22-Jährigen noch klares Steigerungspotential. Bereits jetzt zeigt sich allerdings klar, dass Fenerbahçe mit dem jungen Stammkeeper genau auf das richtige Pferd setzt.

Am Ende überwog bei Fenerbahçe die Erleichterung. Nach der Schmach im Derby gegen Beşiktaş war das Auswärtsspiel beim Kellerkind Denizlispor erst recht eine Pflichtaufgabe. Im Falle einer Niederlage oder eines Unentschiedens wäre es ungemütlich geworden um Trainer Erol Bulut und sein Team. Trotz einer überlegenen ersten Halbzeit mussten die "Kanarienvögel" bis zum Ende um die drei Punkte zittern. Nach der gelb-roten Karte für Aziz standen die Gelb-Marineblauen beinahe ausschließlich hinten drin und mussten sich den wütenden Angriffen der Gastgeber erwehren. Folglich rückte Altay Bayındır in den Fokus und behielt die Oberhand. Trainer, Mitspieler und Medien lobten den jungen Schlussmann nach dem Spiel überschwänglich. Nicht nur hatte er den (schwach geschossenen) Elfmeter pariert, sondern auch im Nachgang mit einigen Paraden die Null festgehalten. Eine erstklassige Leistung also? Nicht ganz.

Steigerungsbedarf bei hohen Bällen

Dass der Torwart aus Bursa auf der Linie ein echter Spitzenspieler ist, hatte er auch im letzten Jahr bereits angedeutet. Der fast zwei Meter große Bayındır verfügt über eine hohe Sprungkraft, die er immer wieder für spektakuläre Flugeinlagen erfolgreich zu nutzen weiß. Auch seine Reflexe sind auf einem durchgehend sehr hohen Niveau und dazu verfügt der erst 22-jährige Keeper über eine bewundernswerte Ruhe und Abgeklärtheit. Diese Fähigkeiten helfen ihm immer wieder im direkten Duell. Er bleibt lange stehen, bietet nichts an und treibt somit häufig gegnerische Stürmer zur Verzweiflung. Fast folgerichtig für sein junges Alter gibt es allerdings auch bei Bayındır noch Bereiche, in denen er sich verbessern muss. Offensichtlich wurde das auch wieder gegen Denizlispor, auch wenn darüber im Nachgang der Mantel des Schweigens gelegt wurde. In Sachen Strafraumbeherrschung gibt es für den Schlussmann noch viel Luft nach oben. Sein Timing ist häufig nicht ideal und so erwischt er trotz seiner Körpergröße hohe Bälle nicht oder nicht richtig. In dieser Saison wurden derlei Fehler noch nicht so häufig bestraft, doch wenn Bayındır nicht nur auf Dauer die Nummer 1 in Kadıköy sein, sondern auch im Nationalteam zumindest regelmäßig im Kader stehen möchte, muss er an dieser Schwäche dringend arbeiten. Die Voraussetzungen sind allerdings natürlich alle gegeben und Fenerbahçe tut gut daran, dem jungen Keeper weiter das Vertrauen zu schenken. Im Rücken einer eingespielten Abwehr ist er schon jetzt häufig ein Garant für Siege.