Einen fürchterlichen Europapokalabend erwischte Fenerbahçe beim dänischen Vertreter FC Nordsjælland. Vor allem im Abwehrverhalten offenbarten die "Kanarienvögel" große Defizite, weshalb die 1:6-Niederlage auch in der Höhe in Ordnung ging. Mit der Niederlage rutscht Fener auf den dritten (!) Tabellenplatz ab, und muss in Gruppe H der Conference League vor dem letzten Spiel gegen Spartak Trnava um den Einzug in die K.o.-Phase bangen. 

Mit fünf personellen Wechseln im Vergleich zum 2:1-Heimsieg gegen Karagümrük ging Fenerbahçe an den Start. Dabei brachte Fener-Coach İsmail Kartal in der Defensive Osayi-Samuel und den 17-jährigen Akçiçek für Müldür (keine Spielberechtigung in der Conference League) und den verletzten Kadıoğlu. Oosterwolde ging dabei auf die linke Abwehrseite, während Yüksek eine Position nach hinten für Akaydin (keine Spielberechtigung) in die Innenverteidigung rotierte. Offensiv bekamen Ünder und Batshuayi für Kahveci und Džeko das Vertrauen.

Nordsjælland schlägt doppelt zu 

Als Tabellenführer reiste Fener zum Duell nach Dänemark, wo die Kartal-Truppe auch der Favoritenrolle gerecht wurde und zumindest in der Anfangsphase ballbesitztechnisch mehr vom Spiel hatte. Zur gefährlicheren Mannschaft avancierten allerdings die Hausherren, die per Doppelchance erst durch Rasmussen und dann Villdasen erstmals vor dem Fener-Tor kamen (15.). Der Führungstreffer sollte aus Sicht der Gastgeber allerdings nicht lange auf sich warten. Eine scharf getretene Ecke leitete Tverskov per Kopf auf den völlig freistehenden Hey (21.) weiter, der mühelos aus kürzester Distanz zur Führung traf. Aus Sicht der Gelb-Marineblauen kam es aber noch dicker, den nur wenige Minuten später fing man sich auch den zweiten Gegentreffer. Tverskov bediente mit einem perfekt getimten Steilpass den gestarteten Diomande. Der Ivorer legte bedacht auf Svensson (25.) weiter, der Keeper Livakovic mit seinem platzierten Flachschuss ins rechte Ecke keine Chance gab. Der Doppelschlag hinterließ bei Fener seine Spuren, denn die "Kanarienvögel" brauchten um wieder ins Spiel zu finden. Nach einem ersten Warnschuss von Ünder (41.) folgte kurz vor der Pause zumindest der Anschlusstreffer von Batshuayi (44.), der von Szymański per Hacke bedient wurde und aus knapp 16 Metern mit einem Rechtschuss an den Pfosten etwas glücklich einnetzen konnte. Nur wenige Sekunden später klingelte es einmal mehr im Kasten der Dänen, doch der Kopfballtreffer von Szymański wurde aufgrund eines Handspiels vom VAR wieder aberkannt. So blieb es in einer turbulenten ersten Halbzeit, in der Fener erst gegen Ende im Spiel ankam, beim 1:2.

Fener-Defensive lässt sich vorführen

Personell verzichtete Kartal zunächst auf personelle Wechsel. Den einzigen Wechsel nahmen die Gastgeber vor, und jener sollte sich nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff direkt bezahlt machen. Die desolat agierende Fener-Defensive wurde mit einem Steilpass von Nagalo komplett ausgespielt. Den wenige Minuten vorher eingewechselten Nygren (55.) konnte kein Fener-Verteidiger und letztlich auch Livakovic am Treffer hindern, weshalb die Aufgabe aus Sicht von Fener nun mit Wiederbeginn in der zweiten Halbzeit nach dem dritten Gegentreffer umso schwieriger wurde. Anders als im ersten Durchgang folgte dieses Mal die Reaktion der Gäste aus Istanbul prompt. Einmal mehr war es Batshuayi (59.), der einnetzte. Doch wie bereits in der ersten Halbzeit machte der VAR den Gelb-Marineblauen einen Strich durch die Rechnung – dieses Mal stand der Belgier haarscharf im Abseits. Kartal nahm den dritten Gegentreffer zum Anlass, um nochmals neue Impulse von der Bank zu setzen. Der eigentlich gut aufgelegte Batshuayi wurde für Džeko (62.) ausgewechselt. Ebenfalls vom Platz ging Ünder, der durch Kahveci (62.) ersetzt wurde. Statt einer ernstzunehmenden Drangphase in der Offensive, lief die überforderte Fener-Defensive in den nächsten Konter der Gastgeber, der per Abstauber von Rasmussen (66.) vollendet wurde und mit dem 1:4 die Partie entschied. Die völlige indisponierte Defensive ließ wenige Minuten später den eingewechselten Nygren (75.) unbedrängt dribbeln und fing sich so auch den fünften Treffer ein. In der Schlussphase machte Nygren (84.) seinen Dreierpack perfekt, was letztlich auch den 1:6-Endstand in einem aus Sicht der "Kanarienvögel" rabenschwarzen Abend markierte.

Mit der Niederlage bleibt Fenerbahçe bei 9 Punkten, muss die Tabellenführung an Nordsjælland (10 Punkte) abgeben und rutscht nach dem 2:1-Sieg von Rasgrad gegen Trnava selbst auf den dritten (!) Tabellenplatz ab. So geht es für die Gelb-Marineblauen in zwei Wochen daheim gegen den Tabellenletzten aus Trnava um den Einzug in die K.o.-Runde. Am kommenden Montag empfängt man in der Liga den Tabellen-12. Sivasspor.

Foto: X / FC Nordsjælland