Das Coronavirus lässt ernsthafte Zweifel aufkommen, ob die aktuelle Saison zu Ende gespielt werden kann. Weil die Zukunft ungewiss ist, geht der Blick zurück. In der neuen Mini-Serie thematisiert das LIGABlatt positive wie negative Highlights der Top-Teams der Süper Lig der laufenden Saison. Heute: Beşiktaş. 

Dass im ersten Jahr nach der erfolgreichen Ära unter Şenol Güneş mit zwei gewonnenen Meistertiteln nicht alles reibungslos funktionieren wird, war abzusehen. Dass die "Schwarzen Adler" aber derart schwach in die Saison starten würden, hätten nicht einmal die größten Kritiker erwartet. Schließlich hatte man mit dem ehemaligen Başakşehir-Trainee Abdullah Avcı einen Mann geholt, der den Erfolg praktisch garantierte. Praktisch ging die Zusammenarbeit mit dem ruhigen, defensiv denkenden Taktiker aber – im wahrsten Sinne des Wortes – nach hinten los. Beşiktaş startete historisch schlecht in die Saison und konnte erst im Heimspiel gegen den damaligen Tabellenführer Alanya ein echter Befreiungsschlag gelandet werde, was auch Avcı vorerst den Job rettete. Was folgte, war ein goldener Herbst mit sechs Ligasiegen in Folge – darunter der 1:0-Derbysieg zuhause gegen Galatasaray. International gaben die Adler in der Europa League dennoch ein grausames Gesicht ab und schieden – wie schon im Vorjahr – als Gruppenletzter vorzeitig aus. Das 0:4 bei den Wolverhampton Wanderers sollte auch Einfluss auf den Ligaalltag nehmen. Plötzlich offenbarten die Schwarz-Weißen beinah vergessene Schwächen vom Saisonbeginn und sorgten so dafür, dass Avcı über die Winterpause bereits das zweite Mal in der noch jungen Amtszeit wackelte.

Sergen Yalçın kann das Ruder herumreißen 

Wenige Wochen später war Avcı dann auch weg. Bevor er nach nur wenigen Monaten vom Hof des Dolmabahçe-Palast zog, holte er mit Kevin-Prince Boateng noch einen echten Star-Spieler mit Glamour-Faktor an den Bosporus. Und auch Avcıs Nachfolger war kein Unbekannter: Ex-Profi Sergen Yalçın übernahm Anfang Februar das Ruder und steuert seitdem auf das verloren geglaubte Minimalziel "Europapokal" zu. Zum Auftakt holte der 47-Jährige zwei Siege gegen Rize und Gaziantep ehe man gegen Başakşehir (0:1) und Trabzon (2:2) mit zahlreichen vergebenen Chancen an sich selbst scheiterte. Im bis dato letzten Spiel, dem Geister-Derby bei Galatasaray rang die Yalçın-Elf dem Rekordmeister ein 0:0 ab. Die Saison begann für die Adler holprig, doch unter Yalçın gehört Beşiktaş (wieder) zu den Spitzenteams der Liga. Die Unterbrechung des Spielbetriebs kam zur Unzeit.